Hält Sie der Stress Ihres beschäftigten Lebens davon ab, jenen Schlaf zu bekommen, den Sie benötigen? Forschungen zu Stress und circadianem Rhythmus zeigen, warum Ängste zu schlaflosen Nächten führen.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Leben zu stressig ist, dann sind Sie nicht alleine. Die American Psychological Association hat davor gewarnt, dass wir heutzutage mit mehr Stress leben, als jemals zuvor und deshalb unter extremen körperlichen und emotionalen Schäden leiden. Stress erhöht nicht nur das Risiko für Langzeiterkrankungen, er kann auch Ihren circadianen Rhythmus beeinträchtigen, was dazu führt, dass Sie sich jeden Tag erschöpft fühlen.
Die Physiologie des Stresses
Viele kennen das Gefühl, gestresst zu sein. Ihre Pupillen weiten sich, damit Sie Ihre Umgebung bewusster wahrnehmen können. Ihr Herz beginnt schneller und heftiger zu schlagen, was vielleicht dazu führt, dass Sie Ihren Puls in Ihren Schläfen spüren können. Ihre Haut wird rot und Sie fangen möglicherweise sogar an zu schwitzen. Sobald Ihr Blut in Ihre Muskeln schießt, wird Ihnen vielleicht schwindelig oder Sie beginnen zu zittern. Diese Reaktion wird von einer Vielzahl von Faktoren verursacht, wobei das sympathische Nervensystem und Cortisol hierbei wichtige Rollen spielen. Wenn Ihr Gehirn eine Gefahr wahrnimmt, scheidet Ihr Hypothalamus Corticotropin-ausschüttende Hormone, bzw. CRH, aus. Das wiederum regt Ihre Hypophyse dazu an, das adrenokortikotrope Hormon (ACTH) auszuschütten, das Ihren Nebennieren mitteilt, dass Ihr Körper mehr Cortisol braucht; jenes Hormon, das mit der Stressreaktion assoziiert wird.
Da die Menschheit einst aus der Steppe stammt, handelte es sich hierbei früher um eine sehr gesunde Reaktion. Personen, die gestresst sind, nehmen visuelle Gefahren besser wahr und können schneller reagieren. Ihre Muskeln sind darauf vorbereitet, schnell vor der Gefahr wegzulaufen. In der modernen Welt ist das jedoch nicht immer eine vorteilhafte Reaktion. Unsere Bedrohungen sind für gewöhnlich komplexer, weniger tödlich und bedürfen seltener einer Fight-or-Flight-Reaktion (Kampf-oder-Flucht-Reaktion). Über einen längeren Zeitraum hinweg, kann Stress Gewichtszunahme, kardiovaskulären Stress und eine Vielzahl von negativen Auswirkungen verursachen. Wissenschaftler, die sich auf die circadiane Biologie spezialisiert haben, gehen davon aus, dass Schlaflosigkeit und Störungen des circadianen Rhythmus zwei dieser negativen Auswirkungen sind.
Stress und Ihr circadianer Rhythmus: der Zusammenhang
Wie viele Hormone, spielt Cortisol im menschlichen Körper eine Vielzahl von Rollen. Wenn wir chronisch gestresst sind, wird das Hormon über den Tag hinweg in höheren Mengen ausgeschüttet. Das erste Licht am Morgen regt die Ausschüttung von ACTH und somit Cortisol an. Cortisol wiederum unterbindet die Herstellung von ACTH und gibt uns einen Energieschub, der dringend benötigt wird, um in den Tag starten zu können. Wenn Menschen dauerhaft gestresst sind und über den Tag hinweg große Mengen an Cortisol produzieren, kann dies dazu führen, dass die negative Rückkopplungsschleife zusammenbricht. ACTH wird auch dann hergestellt, wenn die Cortisol-Werte bereits hoch sind, was über den Tag hinweg zu noch höheren Cortisol-Werten führt, die das Schlafen erschweren.
Dies ist jedoch nicht der einzige Zusammenhang zwischen Stress und Ihrem circadianen Rhythmus. Cortisol beeinflusst zudem circadiane Gene in der Leber und in den Zellen der Nebenniere. Eine ständige Reizung dieser Gene zu unterschiedlichen Tageszeiten und als Reaktion auf Stress kann dazu führen, dass Ihr Körper nicht mehr weiß wie spät es ist. Dies kann eine circadiane Dysregulation auslösen, bei der Ihr Körper Hormone nicht zur richtigen Tageszeit ausschüttet, um einen normalen Schlaf-Wach-Zyklus aufrechtzuerhalten.
Welche Arten von Stress schaden Ihrem circadianen Rhythmus?
Psychischer Stress ist nicht die einzige Art von Stress, die Cortisol freisetzt. Dieses Hormon wird von Menschen auch dann ausgeschüttet, wenn sie unter physiologischem Stress stehen, z.B. wenn sie sich in großen Höhenlagen befinden, extremen Temperaturen ausgesetzt oder chronisch krank sind. Studien im Bereich der Chronobiologie haben festgestellt, dass sogar Menschen, die ins Weltall reisen, diesen Stress und die damit einhergehende circadiane Dysregulation erleben. Zudem stehen Personen, die Schichtdienste leisten oder Arbeitsstunden haben, die sich ständig ändern, unter diesem physiologischen Stress und schütten somit höhere Mengen an Cortisol aus. Stress und Ihr circadianer Rhythmus interagieren ähnlich, egal welcher Quelle die Anspannung entstammt. Das bedeutet, dass auch Menschen, die emotional ausgeglichen sind, unter physischem Stress die gleichen Auswirkungen erleben.
Wie Sie Stress in Ihrem Leben reduzieren können
Wenn Sie versuchen, einen gesunden Schlaf-Wach-Zyklus aufrecht zu erhalten, ist Stressreduzierung eine gute Idee. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Sie Stress aller Arten minimieren können, dazu zählen:
- Yoga oder Meditation
- Das Hören von beruhigender Musik
- Ein entspannendes Bad
- Nahrungsmittel, die reichlich Antioxidantien enthalten, wie Obst und Gemüse
- Tiefes Atmen
Auch wenn das moderne Leben viele Stressfaktoren mit sich bringt: Wenn Sie Maßnahmen ergreifen, um diese Belastungen zu reduzieren, werden Sie nicht nur entspannter sein, Sie werden auch einen erholsameren Schlaf finden und sich allgemein besser fühlen.