Neurodegenerative Erkrankungen kommen häufig vor, besonders bei älteren Menschen. Diese Krankheiten können rasch das Wohlbefinden mindern, aber auch zum Verlust der Fähigkeit führen, für sich selbst zu sorgen. Auch wenn es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten gibt, die das Leben der Betroffenen erleichtern und verlängern können, gibt es derzeit kein Heilmittel. Infolgedessen konzentrieren sich die meisten Therapien darauf, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und währenddessen die Lebensqualität zu steigern. Neue Studien zeigen, dass die Beschränkung der Essenszeiten eine effektive Möglichkeit sein könnte, die Lebensqualität jener zu verbessern, die unter derartigen Erkrankungen leiden.
Mit einer neurodegenerativen Krankheit leben
Eine neurodegenerative Erkrankung bedeutet den fortlaufenden Verlust der Hirnfunktionen. Diese Art von Erkrankungen beinhalten Alzheimer, Parkinson, Multiple Sklerose und amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Auch wenn sich ihre Pathophysiologie unterscheidet, so teilen sie doch einige Charakteriska. Betroffene verlieren langsam ihre kognitiven Fähigkeiten, ihr Gedächtnis, und sind nicht mehr in der Lage, für sich selbst sorgen, wodurch die Lebensqualität jäh abnimmt. Viele Patienten können nicht mehr arbeiten, ihren Hobbys oder individuellen Beschäftigungen im täglichen Leben nachgehen, und kein gesundes soziales Leben führen.
Auch wenn es schwierig ist, die Lebensqualität zu messen, besitzen Forscher einige Skalen, um diese beurteilen zu können. Alle Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen berichten von einer Abnahme der Lebensqualität. In den meisten Fällen besteht das Hauptziel der Medizin darin, die Lebensqualität der Patienten so lange wie möglich zu erhalten. Laut aktuellen Forschungen können einfache Veränderungen der persönlichen Gewohnheiten, wie die Einschränkung der Essenszeiten, einen deutlichen Unterschied machen.
Beschränkung der Essenszeiten: Gut für das Gehirn?
Um die Auswirkungen von zeitlich beschränkten Mahlzeiten auf die Symptome von neurodegenerativen Erkrankungen bewerten zu können, untersuchten Forscher die Symptome von Ratten mit der Huntington-Krankheit, welche verschiedenen Diäten unterzogen wurden. Die Hälfte der Ratten bekam konstant Futter, wohingegen die andere zwar die selbe Menge an Futter erhielt, jedoch jeden Tag auf sechs Stunden beschränkt. Ansonsten war die Ernährung identisch.
Interessanterweise verbesserte sich die Lebensqualität jener Nagetierchen, die nur sechs Stunden pro Tag fressen durften. Ihre motorischen Fähigkeiten waren besser, auch die Schlafqualität war höher und sie wiesen eine typischere Routine im Vergleich zu jenen Ratten auf, die zu jeder Zeit Nahrung aufnehmen duften. Zusätzlich zu den Veränderungen in ihren Aktivitäten wiesen sie auch andere Genaktivitäten auf. Ihre Genexpression im Striatum, jenem Bereich des Gehirns, der für die motorischen Fähigkeiten zuständig ist, und der bei der Huntington-Krankheit beschädigt wird, war gesünder. Das ist nur eine einzige Studie, aber sie deutet darauf hin, dass eine einfache Änderung der Essenszeiten den Verfall des Gehirns bei manchen neurodegenerativen Erkrankungen verlangsamen kann.
Die gesundheitlichen Vorteile von zeitlich beschränkten Mahlzeiten
Hierbei handelt es sich nicht um die erste Studie, die zeigt, dass es Menschen und Tieren besser geht, wenn sie ihre Essenszeiten beschränken. Menschen, die das tun, sind weniger anfällig für Fettleibigkeit, Diabetes oder andere Stoffwechselerkrankungen sowie für die Entwicklung von Herzkreislaufkrankheiten. Auch wenn die zeitlich beschränkte Aufnahme der Nahrung erwiesenermaßen die Kalorienzufuhr senkt, treten diese Verbesserungen auch auf, wenn die Testpersonen die selbe Kalorienanzahl zuführen.
Wieso macht das Timing so viel aus? Es scheint viele Faktoren zu geben. Zunächst beeinflusst der Verzehr der Nahrung den circadianen Rhythmus und dient dem Körper als Reiz, welche Tageszeit gerade ist. Wenn spät abends oder nachts gegessen wird, kann dies zu Verzögerungen bei der Melatoninausschüttung und zu anderen biochemischen Veränderungen führen, die der Nachtruhe nicht gerade zugute kommen. Zweitens kann Essen direkte Veränderungen des Stoffwechsels verursachen, die, auch wenn sie notwendig sind, um die Nahrung zu verdauen und zu metabolisieren, auf lange Sicht nicht gut sind. Wenn wir essen, stellen die Leberzellen ihre grundlegenden Reparatur- und Instandhaltungsaktivitäten ein und konzentrieren sich stattdessen darauf, Fett zu speichern und Glukose zu produzieren. Zu viel Glukose kann auf Dauer zu Diabetes und anderen Stoffwechselkrankheiten führen, zu viel gespeichertes Fett augenscheinlich zu einer Gewichtszunahme.
Chronobiologie und Alterungsprozess
Obwohl ältere Menschen häufig damit zu kämpfen haben, einen gesunden circadianen Rhythmus aufrechtzuerhalten, scheint das Timing die essentielle Rolle zu spielen, wenn es darum geht, im Alter gesund zu bleiben. Auch wenn es für ältere Männer und Frauen eine Herausforderung sein mag, ausreichend Schlaf zu bekommen, ist dieser in vielerlei Hinsicht maßgeblich für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Manche neurodegenerativen Krankheiten, wie zum Beispiel Alzheimer, wurden sogar mit einem gestörten circadianen Rhythmus in Verbindung gebracht. Von der Wiege bis zu unseren goldenen Jahren ist es entscheidend für unsere Gesundheit, dass unsere inneren Uhren in einem beständigen Rhythmus laufen. Zeitlich beschränkte Essenszeiten scheinen dazu beizutragen, dass diese Uhren im Zeitplan bleiben.
Auch wenn es noch kein Heilmittel für die meisten neurodegenerativen Erkrankungen gibt, kann eine Kombination aus Medikamenten und Änderungen des Lebensstils dabei helfen, eine gute Lebensqualität zu erhalten und ein hohes Alter zu erreichen. Zeitlich beschränkte Mahlzeiten scheinen die Gesundheit und die Lebensqualität in vielerlei Hinsicht zu fördern. Obwohl wir immer noch nicht ganz verstehen, wie unsere Essenszeiten die inneren Uhren und die allgemeine Gesundheit beeinflussen, deuten Forschungen auf eine direkte Verbindung hin. Eine Beschränkung der Essenszeiten hat nicht nur Vorteile für Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen, sondern für uns alle, wenn wir altern.