Schlaflose Nächte sind für viele Menschen kein unbekanntes Phänomen, richtig problematisch wird die Situation jedoch für Menschen, die tatsächlich an Schlaflosigkeit leiden. Betroffene müssen oft Wochen oder sogar Monate ohne richtige Nachtruhe auskommen, was nicht nur zu Müdigkeit, sondern auch zu Depressionen und sogar einer erhöhten Gefahr führen kann, Krankheiten wie Krebs zu entwickeln. Obwohl Schlaflosigkeit ein weit verbreitetes Problem ist, kennt unsere moderne Medizin nur wenige effektive Behandlungsmöglichkeiten. Neue Forschungen allerdings lassen vermuten, dass eine ganz bestimmte Reihe von Genen dafür verantwortlich sein könnte. Kann diese Erkenntnis vielleicht sogar neue Behandlungsmethoden aufzeigen?
Schlaf und Genetik
Alle Lebensweisen haben einen Schlafrhythmus, und wir wissen nun, dass dieser von einer Reihe bestimmter Gene kontrolliert wird, die unter anderem regulieren, wann wir schlafen, wie lange, sowie andere Faktoren. Da unsere Gene so bedeutend für unseren Schlafrhythmus sind, ist es also keine Überraschung, dass verschiedene Facetten unseres Schlafs genetisch beeinflusst werden.
Bereits 2016 wurde eine der ersten Studien veröffentlicht, die einen deutlichen Hinweis auf die genetische Komponente des Schlafs fand. Die Forscher beobachteten eine Mäusefamilie mit einem äußerst sonderbaren Schlafverhalten. Sie hatten allesamt extrem lange Wachphasen, einen sehr niedrigen Anteil an REM-Schlaf und stark erhöhte Muskelaktivität während des Schlafs. Die genetisch getesteten Mäuse mit diesen Schlafstörungen zeigten alle eine NALCN Genvariation, welche die für den REM-Schlaf zuständige Hirnregion beeinträchtigt.
Zeitgleich untersuchten die Forscher auch Mäuse, die weit mehr schliefen als ihre Artgenossen und auch verlängerte REM-Schlaf-Perioden aufwiesen. Die Untersuchungen dieser Tiere zeigte eine Mutation des SIK3 Gens, welches die generelle Länge des Schlafs reguliert.
Obwohl diese Forschungserkenntnisse sehr bedeutend waren, um einen genetischen Hintergrund für zwei sehr verbreitete Formen von Schlafstörungen aufzuzeigen, ergeben sich dadurch weitere Fragen. Könnten Menschen mit gleichen Mutationen die gleichen Effekte zeigen? Ist Schlaflosigkeit vererbbar? Und viel wichtiger, wie könnten diese Erkenntnisse zu einer besseren Gesundheit führen?
Ist Schlaflosigkeit vererbbar? Diese Gene kontrollieren vielleicht unseren Schlaf
Das amerikanische Militär führte eine Studie durch, welche die Auswirkungen von Erbanlagen und Lebensweise auf die Gesundheit von Soldaten erforschen sollte. Mehr als 33.000 Soldaten reichten DNA Proben ein und beantworteten einen Fragebogen bezüglich ihrer Gesundheit und Lebensweise. Die so erhobenen Querverbindungen zwischen bestimmten Genen und gewissen Beschwerden wurden anschließend mit anderen Studien verglichen.
Die Wissenschaftler konnten herausfinden, dass Personen mit einer bestimmten Mutation des siebenten Chromosoms viel häufiger an Schlaflosigkeit litten. Dieses als RFX3 bekannte Gen scheint gleich auf mehrere Arten Einfluss auf unseren Schlaf zu nehmen. Eine Mutation führt dazu, dass die betroffenen Personen Probleme haben, genügend Schlaf zu finden.
Diese Mutation des RFX3 Gens wird allerdings nicht nur mit Schlafstörungen in Verbindung gebracht. Betroffene haben auch ein erhöhtes Risiko, an Diabetes oder schweren Depressionen zu erkranken. In beiden Fällen wurde bereits in der Vergangenheit ein Zusammenhang mit Schlaflosigkeit vermutet, doch dies ist das erste Gen, das einen eindeutigen Einfluss auf beide Faktoren hat.
Die Grundursachen für Schlafstörungen
Obwohl das RFX3 Gen zu Schlaflosigkeit beiträgt, entwickeln nicht alle von dieser Mutation betroffenen Personen tatsächlich Schlafstörungen. Außerdem sind immer mehr Menschen von Schlaflosigkeit betroffen, was darauf hindeutet, dass die Erbanlagen nicht der einzige Grund sein können. Der immer stärker werdende Stress könnte ein weiterer Faktor für Schlafstörungen in unserer modernen Welt sein. Auch die Beleuchtung, selbst nachts, kann die Produktion von Melatonin hemmen und dadurch unseren Schlaf beeinflussen.
Viele Faktoren haben eine Wirkung auf unseren Schlaf, also lässt sich auch annehmen, dass Schlafstörungen durch verschiedene Einflüsse hervorgerufen werden. Dadurch ist es natürlich schwer, eine effektive Behandlung zu entwickeln. Medizinische Schlafmittel haben ein gewisses Suchtpotential und oftmals Nebenwirkungen, weshalb sie von vielen Menschen vermieden werden. Es gibt jedoch einige natürliche Hilfsmittel, die für einen besseren Schlaf sorgen können.
Schlaflosigkeit natürlich bekämpfen
Obwohl Schlaflosigkeit offenbar zumindest zum Teil genetisch bedingt ist, gibt es dennoch effektive Möglichkeiten, um Schlafstörungen natürlich zu behandeln. Auf diese Weise kommen Sie an jenen erholsamen Schlaf, den es braucht, um gesund und glücklich zu leben.
Wenn Sie oder jemand in Ihrer Familie an Schlaflosigkeit leiden, ist es wichtig, das Leben möglichst schlaffreundlich auszurichten – man bezeichnet dies auch als die Verfolgung einer guten Schlafhygiene. Versuchen sie, konstante Einschlaf- und Aufwachzeiten einzuhalten, auch an Wochenenden, um Ihren Schlafrhythmus einzupendeln. Außerdem kann es wichtig sein, die Lichteinflüsse zu regulieren. Es empfiehlt sich, alle Bildschirme und Lichtquellen spätestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auszuschalten. Während des Tages allerdings sollten Sie so viel natürliches Licht wie möglich tanken. Wenn das nicht ausreicht, kann es hilfreich sein, abends eine Melatoninergänzung einzunehmen. Diese trägt häufig dazu bei, dass man einschläft, führt jedoch nicht zu Benommenheit oder weiteren typischen Nebenwirkungen, die andere Schlafmittel mit sich bringen.