Haben Sie schon einmal festgestellt, dass sich Ihre Stimmung mit den Jahreszeiten verändert? Es ist ein verbreitetes Problem, sich in den Wintermonaten ein bisschen niedergeschlagen zu fühlen. Millionen Menschen leiden an einer saisonal-affektiven Störung, die auch Winterdepression genannt wird. Bei dieser Störung kann das fehlende Licht im Winter Menschen tatsächlich physisch und psychisch krank machen. Auch wenn sich eine Winterdepression behandeln lässt, fühlen sich viele Menschen während den kalten Monaten trotzdem ein bisschen unwohl. Aber was löst diese Störung genau aus? Auch wenn die Ursache, wie bei vielen anderen Störungen des circadianen Rhythmus, nicht genau bekannt ist, scheinen die Augenfarbe und das Geschlecht eine Rolle zu spielen, wenn es darum geht, eine Winterdepressionen zu entwickeln.
Was versteht man unter Winterdepression?
Eine saisonal-affektive Störung, auch als SAD bekannt (seasonal affective disorder), ist mehr als nur der Winter-Blues. Menschen, die darunter leiden, weisen häufig eine Vielzahl an Symptomen auf, darunter:
- Veränderungen der Schlafgewohnheiten und des Appetits
- Gewichtszu- oder abnahme
- sich verschlimmernde Schmerzen, besonders bei chronischen Schmerzen
- Erschöpfung und Müdigkeit
- Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten
- verminderte Lust auf Sex
- Depressionen und Angststörungen
- gesteigerter Ärger und erhöhte Reizbarkeit
- Gefühle der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit
- veränderte Libido
Saisonal-affektive Störungen kommen häufiger bei Menschen vor, die in weit nördlichen oder südlichen Breitengraden leben, wo es deutliche Unterschiede zwischen den Jahreszeiten gibt. Die Symptome beginnen meist im Herbst, wenn die Nächte kürzer werden, und lassen nach, wenn die Sonne im Frühling wieder kräftiger scheint. Auch wenn nur 1-2 Prozent der Menschheit unter allen Symptomen leiden, so weisen doch 10-20 Prozent von uns ein paar davon auf.
Das Geschlecht und das Risiko einer saisonal-affektiven Störung
Aus Gründen, die wir nicht ganz verstehen, sind Frauen anfälliger für SAD als Männer. Diese Tatsache ist auch noch zutreffend, wenn man die Unterschiede im Hinblick auf den Lebensstil und der Aktivität miteinbezieht. Frauen im Speziellen fühlen sich häufiger traurig, erschöpft und finden weniger Freude an Aktivitäten, an denen sie sonst Spaß hatten.
Dies könnte an dem Zusammenspiel der weiblichen Hormone und jenen Genen liegen, die den circadianen Rhythmus oder fast jeden anderen Faktor regulieren. Die Ursache ist zwar unbekannt, die Beziehung zwischen dem Geschlecht und den Winterdepressionen jedoch klar. Außerdem ist das Risiko einer saisonal-affektiven Störung bei Frauen im gebärfähigen Alter besonders hoch.
Hat Ihre Augenfarbe Einfluss auf das Risiko?
Das Geschlecht ist nicht der einzige angeborene Faktor, der Einfluss auf das SAD-Risiko hat. Die Augenfarbe trägt anscheinend auch ihren Teil dazu bei. Forscher befragten eine große Gruppe junger Menschen in Bezug auf ihre Symptome der Winterdepression und anderer körperlicher Charakteristika. Frauen berichteten von mehr Symptomen, genau wie Menschen mit dunkleren Augen.
Wie kann die Augenfarbe das SAD-Risiko beeinflussen? Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie unser Gehirn unseren circadianen Rhythmus steuert. Viele unserer inneren Rhythmen werden durch die Lichtintensität bestimmt. Wenn unsere Netzhaut wahrnimmt, dass es spät wird, schickt sie eine Botschaft an den Hypothalamus im Gehirn, dass weniger Melatonin produziert werden soll. Eine niedrige Lichtintensität im Winter kann dazu führen, dass Melatonin in unregelmäßigen Mengen hergestellt wird, oder wenn es gar nicht gebraucht wird. Dies wiederum kann zu einer Dysregulation des circadianen Rhythmus führen. Braune Augen sind weniger lichtempfindlich aufgrund der hohen Melaninmengen, die die Farbe ergeben. Infolgedessen sind Menschen mit braunen Augen empfindlicher, wenn es bei kaltem Wetter weniger Licht gibt.
Blaue Augen sind mehr bei Bevölkerungsgruppen verbreitet, die ursprünglich aus nördlichen Breitengraden kommen. Möglicherweise entwickelten diese Menschen im Zuge der Evolution blaue Augen, um ihren Körper vor den verheerenden Auswirkungen einer saisonal-affektiven Störung zu schützen. Aktuelle Forschungen werden hoffentlich mehr Aufschluss über jene Mechanismen geben, die dem Einfluss der Augenfarbe auf das SAD-Risiko zu Grunde liegen. Bis wir die Ursachen finden und behandeln können, gibt es einige effektive Wege, wie Sie die Auswirkungen einer saisonal-affektiven Störung auf Ihre Stimmung und Ihr Leben reduzieren können.
Sich vor dem Winter-Blues schützen
Der Kampf mit SAD kann niederschmetternd sein. Es gibt jedoch Maßnahmen, um die Auswirkungen zu reduzieren. Ärzte empfehlen, sich tagsüber hellem künstlichem Licht auszusetzen, besonders im Bereich der blauen Wellenlängen. Außerdem kann die Einnahme einer Nahrungsergänzung, die Melatonin enthält, helfen, den circadianen Rhythmus auf Kurs zu bringen.
Zu guter Letzt können Menschen, die stark betroffen sind, Antidepressiva einnehmen und/oder eine Gesprächstherapie in Anspruch nehmen, um während der Wintermonate kein Stimmungstief zu erleiden. Es ist wichtig, Hilfe zu suchen, wenn sich Symptome einer Depression zeigen.
Saisonal-affektive Störungen kommen häufig vor, und anscheinend noch häufiger bei Frauen und Mädchen mit braunen Augen. Auch wenn diese circadiane Störung verheerende Symptome aufweisen kann, mit ein paar einfachen Änderungen des Lebensstils lassen sich diese häufig reduzieren. Obwohl der Winter eine dunkle Zeit für viele Menschen darstellt, lassen sich dennoch genügend (häufig künstliche) Lichtquellen finden.