Angststörungen rangieren mit mehr als 18 Prozent aller Erwachsenen, die davon betroffen sind, weltweit unter den häufigsten psychischen Krankheiten. Leider sind sie unglaublich teuer, und weit verbreitet. Europaweit belaufen sich die jährlichen Kosten auf etwa 63 Milliarden Euro. Auch wenn wir immer mehr über die Behandlung dieser Krankheiten in Erfahrung bringen, müssen wir weitere Recherche betreiben, um zu erkennen, wie man sie verhindert. Laut neuen Forschungsergebnissen zum Thema circadianer Rhythmus und Angststörungen ist es wichtig, auf einen ausgeglichenen circadianen Rhythmus zu achten, um Angststörungen vorzubeugen, und sie effektiv zu therapieren, wenn sie einsetzen.
Das Leben mit einer Angststörung
Jeder hat von Zeit zu Zeit Angst oder Sorgen. Für Menschen mit Angststörungen sind diese Gefühle mehr als nur negative Emotionen, die hin und wieder auftreten, sondern eher der normale Alltag. Menschen mit Angststörungen leben mit dem Gefühl überwältigender Angst sowie mit körperlichen Symptomen wie Brustschmerzen, Herzrasen, Übelkeit, Zittern, Schweißausbrüchen und Atemnot. Diese Symptome können die Arbeit, den Schlaf und ein glückliches Leben beeinträchtigen.
Wie bei vielen anderen Störungen, lässt sich auch bei Angststörungen ein veränderter circadianer Rhythmus feststellen. Während Depressionen in den Morgenstunden schlimmer sind, zeigen Angststörungen ihr wahres Gesicht häufig am späten Nachmittag und Abend. Infolgedessen kämpfen viele Menschen selbst dann noch mit den Symptomen, wenn sie schlafen gehen. Das brachte Forscher dazu, zu glauben, dass Angststörungen den circadianen Rhythmus unterbrechen. Laut neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen scheint jedoch genau das Gegenteil zuzutreffen: Ein gestörter circadianer Rhythmus kann Ängste auslösen, besonders in den Abendstunden.
Zusammenhang zwischen circadianem Rhythmus und Angststörungen
Ärzte und Wissenschaftler dachten einst, dass Angststörungen den circadianen Rhythmus beeinträchtigen. Eine Angststörung kann Betroffene überwachsam machen, den Puls und Blutdruck erhöhen, was eine erholsame Nacht nicht gerade möglich macht. Infolgedessen wurde angenommen, dass es die Angststörung selbst ist, die den circadianen Rhythmus stört.
Um festzustellen, ob die Angststörung den circadianen Rhythmus beeinträchtigt, oder umgekehrt, untersuchten Forscher eine Gruppe von Mäusen, deren Clock-Gen eine Mutation aufwies. Das Clock-Gen ist sehr wichtig, und steuert den circadianen Rhythmus. Diese Mäuse, genau wie die zweite Testgruppe, die keine Mutationen aufwies, wurden dann in einem Behälter platziert, in dem sie Angst bekommen sollten. Jene Nagetiere mit dem mutierten Clock-Gen zeigten typische Wahnsymptome.
Diese Verbindung trifft nicht nur auf Mäuse zu. Studien an Menschen ergaben, dass es einen Zusammenhang zwischen Störungen des circadianen Rhythmus, Angststörungen und anderen affektiven Störungen gibt. Menschen mit Mutationen vieler verschiedener Clock-Gene, zum Beispiel BCL2 und DRD2, entwickeln häufiger eine Angststörung, wenn sie unter Schlaflosigkeit oder einer anderen circadianen Störung leiden.
Auch wenn diese Studien eine deutliche Verbindung zwischen circadianen Beeinträchtigungen und Angststörungen nahelegen, konnten sie nicht feststellen, welcher der beiden Faktoren die Ursache für den anderen war. Eine Studie, die diesen Winter durchgeführt wurde, scheint jedoch die uralte Frage von Henne und Ei beantwortet zu haben… zumindest, was dieses Thema betrifft.
Auswirkungen eines gestörten circadianen Rhythmus auf Angststörungen und andere Beschwerden
Diesen Winter veröffentlichten Wissenschaftler auf der Neuroscience 2018, dem jährlichen Treffen der Gesellschaft für Neurowissenschaften, Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Störungen unserer inneren Uhren nicht nur Ängste auslösen, sondern eine Vielzahl von Hirnerkrankungen verursachen können. Laut dieser Studie werden im Tiefschlaf Bereiche des Gehirns beruhigt, die bei Angststörungen überaktiv sind. Tatsächlich bekommen Menschen, die vorher keine Angststörung hatten, eher eine, wenn sie unter Schlafmangel leiden.
Diese Forschungsarbeit ist von immenser Bedeutung für die Behandlung von Angststörungen und damit in Verbindung stehenden Störungen. Auch wenn momentan die Standardbehandlung selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (häufig als Antidepressiva verwendet) und Therapien umfasst, lassen sich mit Behandlungen, die auf den circadianen Rhythmus abzielen, auch positive Ergebnisse erzielen.
Wenn Sie denken, dass Ihre Stimmung an Ihrer Schlaflosigkeit schuld ist, gehen Sie das Problem vielleicht von der falschen Seite an. Auch wenn Stress den circadianen Rhythmus definitiv beeinflusst, hat der circadiane Rhythmus wohl seine eigenen unabhängigen Auswirkungen auf Angststörungen. Ein gestörter oder abweichender circadianer Rhythmus kann Angststörungen tatsächlich begünstigen oder verschlimmern.
Sich durch Schlaf beruhigen
Wie kann eine von Angststörungen betroffene Person jenen Schlaf bekommen, den sie benötigt, um ruhiger zu werden? Zunächst sollte sie eine gute Schlafhygiene verfolgen. Das bedeutet, jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen, und schlafen zu gehen, und darauf zu achten, dass man jene Verpflichtungen, die viele von uns vom Zubettgehen abhalten, schon früher erledigt. Außerdem sollte man alle Lichter im Schlafzimmer ausschalten, wenn es Zeit zu schlafen ist. Das gilt für Nachtlichter und Lampen, aber auch für Smartphones, Tablets und Fernsehgeräte. Wenn das Umgebungslicht in Ihrer Nachbarschaft hell ist, ziehen Sie dichte Vorhänge in Erwägung.
Überlegen Sie sich außerdem, ein Ergänzungsmittel einzunehmen, das Melatonin enthält. Melatonin ist ein natürliches Hormon, das uns beim Ein- und Durchschlafen hilft. Ein Ergänzungsmittel kann für Menschen, die einen unregelmäßigen Schlafrhythmus haben, äußerst nützlich sein.
Ausreichender Schlaf ist unerlässlich für Ihre Stimmung, und eine lebenslange Gesundheit. Ein paar einfache Änderungen des Lebensstils können Ihnen helfen, Schlaflosigkeit und Angststörungen zu bekämpfen. Damit Ihre Gedanken ruhiger werden, achten Sie darauf, dass Ihr Gehirn jene Erholung bekommt, die es benötigt.