Unser circadianer Rhythmus und die Art und Weise, wie wir schlafen, wurde schon in vielen Studien mit der Gesundheit des gesamten Körpers und dem Krankheitsrisiko assoziiert. Laut einer Reihe wissenschaftlicher Forschungen trifft dieser Zusammenhang auch auf Herzerkrankungen und Schlaf zu. Kann Sie bereits ein bisschen mehr Nachtruhe vor dieser gefürchteten Krankheit schützen?
Herzerkrankungen: Eine der häufigsten Todesursachen
Leidet eine Ihnen nahestehende Person an einer Herzerkrankung? Wenn ja, dann sind Sie ganz bestimmt nicht allein. Herzerkrankungen rangieren unter den häufigsten Krankheiten der Welt, und nehmen immer mehr zu, da der moderne Mensch neue Ess- und Lebensgewohnheiten entwickelt hat. Etwa jeder vierte Deutsche stirbt an einer Herzerkrankung, diese Zahl findet sich auch in vielen anderen entwickelten Nationen.
Es gibt einige Faktoren, die dazu beitragen, ob ein Mensch eine Herzerkrankung erleidet, und daran stirbt. Herkunft und andere genetische Faktoren spielen eine Rolle. Außerdem wirken sich auch die Ernährung, Sport und bestimmte Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Rauchen, auf das Herzerkrankungsrisiko aus. Krankheiten wie Typ-2-Diabetes haben ebenfalls Einfluss.
Auch wenn die meisten Menschen wissen, dass Gewohnheiten wie Rauchen das Herzerkrankungsrisiko erhöhen, zeigen aktuelle Studien überraschenderweise, dass es auch Verbindungen zum Schlaf gibt. Kurz gesagt, ist ein gesunder circadianer Rhythmus vielleicht genauso wichtig für Ihr Herzerkrankungsrisiko wie das Beobachten Ihres Cholesterinspiegels und ausreichend Sport.
Herzerkrankungsrisiko von zu viel Schlaf beeinflusst – sowie von zu wenig
Finden Sie es schwierig, rechtzeitig schlafen zu gehen? Oder schaffen Sie es einfach nicht, ausreichend zu schlafen? Oder andersherum, gehen Sie früher schlafen, und stehen Sie später auf, als die meisten Menschen Ihres Alters? Laut einigen Studien kann eine ungewöhnliche Schlafdauer, egal ob zu viel oder zu wenig, signifikante Auswirkungen auf Ihr Herzerkrankungsrisiko haben.
Im Rahmen einer aktuellen Studie analysierten Forscher die Schlafgewohnheiten und Herzprobleme von mehr als 460.000 Briten. Die Teilnehmer dieser Studie reichten über mehr als sieben Jahre hinweg Berichte über ihre Gesundheit ein. Als die Forscher die Schlafmenge und das Herzerkrankungsrisiko verglichen, ergab sich eine interessante Verbindung. Menschen, die pro Nacht weniger als sechs Stunden schliefen, hatten ein erhöhtes Herzerkrankungsrisiko, was nicht besonders überraschend ist. Was weitaus interessanter ist, ist die Tatsache, dass Menschen, die mehr als neun Stunden pro Nacht schliefen, ebenfalls ein erhöhtes Risiko aufwiesen.
Wie wichtig genau war der Schlaf bei der Vorhersage von Herzerkrankungen? Schlaf ist zwar nicht der einzige wichtige Faktor, aber der Risikoanstieg bei einer Schlafdauer außerhalb der empfohlenen 6 bis 9 Stunden war nicht gerade unbedeutend. Menschen, die zu viel oder zu wenig schliefen, wiesen eine um 20 bis 34 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, ihren ersten Herzinfarkt zu erleiden.
Ist ein Schlaflosigkeits-Gen die Verbindung zwischen Herzerkrankungen und Schlaf?
Wie kann Schlaf das Erkrankungsrisiko derart stark beeinflussen? Zunächst ist es wichtig, zu wissen, dass es sich bei dieser Verbindung um eine Wechselwirkung, und nicht um Ursache und Wirkung handelt. Es ist möglich, dass Menschen mit schweren Herzerkrankungen einfach mehr oder weniger als gesunde Menschen schlafen.
Führt schlechter Schlaf zu einem ungesunden Herzen oder verursacht eine Herzerkrankung Schlaflosigkeit? Forscher wollten diese Fragestellung beantworten. Die Wissenschaftler sammelten genetische Informationen und die Krankengeschichte von über einer Million Menschen. Diese wurden in ein Computerprogramm eingegeben, das statistische Verbindungen sucht. Das Programm brachte ein überraschendes Ergebnis hervor: Menschen, die ein häufiges Gen besitzen, das bekannt dafür ist, Schlaflosigkeit zu verursachen, hatten ein um ein Vielfaches erhöhtes Risiko, bestimmte Herzerkrankungen zu entwickeln, unter anderem koronare Arterienkrankheit, Herzversagen und Schlaganfall.
Obwohl die Forscher nicht wissen, wie genau dieses Gen zu Herzerkrankungen beiträgt, handelt es sich dabei ganz klar um eine treibende Kraft. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass dieses Gen der einzige Grund für den Zusammenhang zwischen Schlaf und Herzerkrankungen ist, da es sehr selten auftritt, und lediglich 2,6 Prozent aller Schlaflosigkeitsfälle, und noch weniger Herzerkrankungsfälle verursacht.
Wie viel Schlaf ist genug?
Klarerweise ist die richtige Menge an Schlaf sowohl als Prävention von Herzerkrankung als auch für die Allgemeingesundheit wichtig. Dennoch haben viele Menschen damit zu kämpfen. Generell sind sechs bis neun Stunden ideal. Dieser Richtwert variiert vielleicht von Mensch zu Mensch, die meisten befinden sich jedoch irgendwo innerhalb dieser Spanne.
Kann mehr Schlaf schlaflosen Menschen dabei helfen, Herzerkrankungen zu verhindern? Bei diesem Thema ist man sich noch nicht ganz einig. Auch wenn es eine sichere Verbindung zwischen zu wenig (oder zu viel) Schlaf und Herzerkrankungen gibt, ist nicht bekannt, wie diverse Behandlungen das Herzerkrankungsrisiko langfristig verändern. Ausreichend Schlaf ist jedoch eine hervorragende Möglichkeit, um Ihre psychische und physische Gesundheit ein Leben lang aufrechtzuerhalten.