Die Weltweite Experimentelle Plattform (Worldwide Experimental Platform, WeP) widmet sich der Untersuchung des menschlichen Verhaltens, das immer noch deutlich weniger nachvollziehbar ist als die menschliche Biologie. Erdacht wurde die Plattform von Forschern aus vier verschiedenen Universitäten, drei davon in Europa und eine auf den Philippinen.
Forscher haben mit Hilfe von Laborexperimenten, die normalerweise nicht an Menschen, sondern an anderen Lebewesen durchgeführt werden, große Fortschritte in der Untersuchung der menschlichen Biologie gemacht. Feldforschungen sind ein weiterer Weg, um Organismen zu untersuchen. Bei der Feldforschung beobachten Wissenschaftler das Verhalten des Lebewesens „in freier Wildbahn.“ Auf diese Weise kann man mehr über das Verhalten, die Genetik und die Physiologie von Tieren und Pflanzen lernen.
Umfragen in mehreren Sprachen
Die WeP führt eine Art Feldforschung durch, indem sie die Forscher unterstützt, Umfragen oder Fragebögen zu verbreiten, die sich mit einem bestimmten Verhalten befassen, wie z.B. Schlafgewohnheiten. Vorangegangene Studien zum menschlichen Verhalten werden oft durch ihren recht kleinen Umfang erschwert. Ein noch größeres Problem ist die Tatsache, dass die Studien meist auf eine bestimmte Region oder ein Land begrenzt waren. Selbst wenn solch eine Studie hunderttausende von Amerikanern, Chinesen oder Kenianern miteinbezogen hatte, so sind ihre Ergebnisse eventuell nur auf die Menschen aus dem jeweiligen Land zutreffend und vielleicht nicht übertragbar auf Australier oder Syrer.
Die WeP veröffentlicht auf ihrer Seite Umfragen in bis zu sechs Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Holländisch, Spanisch und Portugiesisch (Brasilianisch). Die Ergebnisse werden den Teilnehmern per e-mail zugeschickt, wobei ihnen auch mitgeteilt wird, wie sie im Vergleich zu anderen Teilnehmern abgeschnitten haben. Derzeit sind die Umfragen auf Teilnehmer aus Europa, Australien sowie Nord- und Südamerika begrenzt, aber sie bieten schon jetzt die Möglichkeit, Unterschiede zwischen ganzen Kontinenten zu erforschen.
Viele Forscher fragen sich, wie das Verhalten die Gesundheit beeinflusst. Was braucht der Mensch, um eine optimale Gesundheit zu erlangen und zu erhalten? Wie viel Licht braucht ein Mensch? Wie viel Sport? Brauchen Menschen Veränderungen während ihres Tagesablaufs oder in ihrem Lebensverlauf? Es ist oft beobachtet worden, dass Menschen weniger schlafen, wenn sie älter werden. Wodurch kommt das und wie beinträchtigt es die Gesundheit? Macht es einen Unterschied, wo ein Mensch lebt? Solche Fragen können nur durch sehr groß angelegte Studien wie die von WeP beantwortet werden.
Chronotyp-Studie
Die größte Untersuchung, die das WeP durchgeführt hat, ist die Chronotyp-Studie, für die sie mit dem Zentrum für Chronobiologie des Instituts für Medizinische Psychologie in München zusammenarbeitet. Die Chronotyp-Studie hat bislang mehr als 50.000 Antworten erhalten. „Chrono“ stammt vom griechischen Wort für „Zeit“, das heißt, der Chronotyp eines Menschen beruht auf seiner biologischen Uhr oder seinem Biorhythmus. Die Studienteilnehmer beantworten einen kurzen Fragebogen darüber, wann sie schlafen gehen, wann sie aufstehen, wie lange sie brauchen, um einzuschlafen und ob es in ihren Schlafenszeiten einen Unterschied zwischen Arbeitstagen und freien Tagen gibt. Sie geben außerdem an, wo sie leben, damit die Forscher die regionalen Unterschiede herausarbeiten können.
Die Ergebnisse werden im Laufe eines Tages per e-mail zugesandt. Sie enthalten ein Balkendiagramm, das die sieben verschiedenen Chronotyp-Gruppen darstellt, die von den extremen Frühaufstehern bis zu den extremen Spätaufstehern reichen. Der durchschnittliche Teilnehmer geht um 00.15 ins Bett und wacht um 8:15 AM auf. Das Diagramm zeigt eine ziemlich regelmäßige Glockenform, wobei die Durchschnittsteilnehmer die Glockenwölbung formen und die extremen Frühaufsteher sowie die extremen Spätaufsteher das Glockenende. In der Studie geht es übrigens nicht in erster Linie um die Schlafdauer, sondern um die Schlafuhrzeiten.
Die WeP führt mindestens zwei weitere Studien durch, die mit dem Thema zusammenhängen; eine mit Schichtarbeitern und die andere mit der Fragestellung, ob es einen Zusammenhang zwischen Chronotyp und Diabetes gibt. Um mehr über die Chronotyp-Studie zu erfahren oder um an ihr teilzunehmen, klicken Sie hier: http://www.thewep.org/chronotype-study.