Herzinsuffizienz ist weit verbreitet. In Europa leiden mehr als 10 Millionen Menschen an einer Herzschwäche. Das Herz kann aus unterschiedlichen Ursachen kein ausreichend hohes Herzzeitvolumen mehr erzeugen, um den Körper mit genug Sauerstoff zu versorgen und einen normalen Stoffwechsel zu ermöglichen. Dies kann sowohl durch eine verminderte Pumpkraft (systolische Herzinsuffizienz) als auch durch eine gestörte Relaxationsfähigkeit (diastolische Herzinsuffizienz) des Herzmuskels bedingt sein. Ein neuartiges Medikament soll sich jedoch als vielversprechend erweisen, um Herzinsuffizienz, die mit Schlafapnoe und einer verkürzten Lebensdauer verbunden ist, zu lindern.
Neues Medikament soll bei Herzinsuffizienz und Schlafapnoe wirksam sein
Das als AF-130 bekannte Medikament wurde in einem Tiermodell an der Waipapa Taumata Rau, der Universität von Auckland, getestet, wo Forscher feststellten, dass es die Pumpfähigkeit des Herzens verbesserte, aber, ebenso wichtig, Schlafapnoe verhinderte, welche die Lebensdauer verkürzte. Bei Menschen, die unter Schlafapnoe leiden, kommt es zu einem Atemstillstand im Schlaf. Die Atemwege der Betroffenen sind so verengt, dass die Atmung nicht nur deutlich erschwert ist, sie setzt ganz aus. Das neue Medikament ist aber nicht nur vorteilhaft bei Herzinsuffizienz, es kann auch Apnoe lindern, für die es derzeit kein Medikament gibt, außer CPAP (ein Beatmungsgerät), das schlecht vertragen wird.
Wenn eine Person einen Herzinfarkt und eine nachfolgende Herzinsuffizienz erleidet, reagiert das Gehirn, indem es das sympathische System aktiviert, die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion, um das Herz zum Pumpen von Blut zu stimulieren. Das Gehirn hält diese Aktivierung des Nervensystems jedoch auch dann aufrecht, wenn es nicht mehr benötigt wird, und dies trägt zusammen mit der daraus resultierenden Schlafapnoe zur reduzierten Lebenserwartung des Patienten bei. Die meisten Patienten sterben innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose einer Herzinsuffizienz. Diese Studie hat das erste Medikament offenbart, das die Nervenaktivität vom Gehirn zum Herzen dämpft und dadurch den fortschreitenden Rückgang des Herzens bei Herzinsuffizienz umkehrt, erklären die Forscher.
Jener Teil des Gehirns, der Nervenimpulse an das Herz sendet, steuert auch die Atmung, daher hat dieses Medikament eine doppelte Funktion, indem es die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion reduziert und gleichzeitig die Atmung stimuliert, um Schlafapnoe zu stoppen. Diese Ergebnisse haben ein echtes Potenzial zur Verbesserung des Wohlbefindens und der Lebenserwartung von Menschen mit Herzerkrankungen.
Ein weiterer aufregender Faktor für die Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse in Nature Communications veröffentlichten, ist, dass das Medikament bald von der FDA zugelassen wird, wenn auch für ein anderes Gesundheitsproblem, was den Weg für Studien am Menschen in den nächsten ein bis zwei Jahren ebnet.
Wie Schlafgewohnheiten und Herzinsuffizienz zusammenhängen
Auch erholsamer Schlaf spielt für das Herz eine wesentliche Rolle. Tatsächlich zeigen Forschungen, dass Schlafprobleme eine Rolle bei der Entstehung von Herzkrankheiten spielen können, gesunde Schlafgewohnheiten jedoch mit einem geringeren Risiko für eine Herzinsuffizienz verbunden sind.
Diese Beobachtungsstudie untersuchte die Beziehung zwischen gesunden Schlafmustern und Herzinsuffizienz, und umfasste Daten von 408.802 britischen Biobank-Teilnehmern im Alter von 37 bis 73 Jahren zum Zeitpunkt der Rekrutierung (2006-2010). Die Inzidenz von Herzinsuffizienz wurde bis zum 1. April 2019 erfasst. Die Forscher verzeichneten 5.221 Fälle von Herzinsuffizienz während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 10 Jahren. Die Forscher analysierten die Schlafqualität sowie die allgemeinen Schlafmuster. Die Messungen der Schlafqualität umfassten Schlafdauer, Schlaflosigkeit und Schnarchen und andere schlafbezogene Merkmale, wie z. B. ob der Teilnehmer ein Frühaufsteher oder eine Nachteule war und ob er tagsüber müde war (wahrscheinlich unbeabsichtigt einnickt oder während des Tages einschläft).
Risiko für eine Herzinsuffizienz um 42 Prozent reduziert
Der von den Forschern erstellte Score für gesunden Schlaf basierte auf der Bewertung dieser fünf Schlafverhaltensweisen. Das Schlafverhalten wurde durch Touchscreen-Fragebögen erfasst. Die Schlafdauer wurde in drei Gruppen eingeteilt: kurz, oder weniger als 7 Stunden am Tag; 7 bis 8 Stunden am Tag, 9 Stunden oder mehr pro Tag. Nach Berücksichtigung von Diabetes, Bluthochdruck, Medikamenteneinnahme, genetischen Variationen und anderen Kovariaten hatten jene Erwachsene mit den gesündesten Schlafmustern (Morgenaufsteher, 7-8 Stunden Schlaf am Tag und keine häufige Schlaflosigkeit, Schnarchen oder übermäßige Tagesmüdigkeit) eine 42%ige Verringerung des Risikos einer Herzinsuffizienz im Vergleich zu jenen mit ungesunden Schlafmustern. Sie fanden auch heraus, dass das Risiko einer Herzinsuffizienz
8% niedriger bei Frühaufstehern war
12% niedriger, bei Personen, die täglich 7 bis 8 Stunden geschlafen hatten;
17% niedriger bei Personen, die nicht häufig an Schlaflosigkeit litten; und
34% niedriger bei denjenigen, die keine Tagesmüdigkeit hatten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Schlaf und Herzerkrankungen zusammenhängen, und unterstreichen die Bedeutung der Verbesserung des allgemeinen Schlafmusters, um Herzversagen vorzubeugen.