Bei Asthma handelt es sich um eine chronische Entzündung der Atemwege, von der weltweit etwa 330 Millionen Menschen betroffen sein. Nicht nur die Erkrankungsrate nimmt stetig zu, auch die Ernsthaftigkeit der Symptome. Eine effektive Behandlung der Krankheit stellt für Ärzte eine ernsthafte Herausforderung dar.
Eine neue Entdeckung aus dem Bereich der Chronobiologie könnte Möglichkeiten bieten, um besser mit Asthma umzugehen. Es ist schon länger bekannt, dass Asthmasymptome einem saisonalen Rhythmus folgen, wobei sie zu bestimmten Zeiten des Jahres schlimmer werden. Jetzt wissen wir, dass sie auch einem circadianen Rhythmus folgen und zu verschiedenen Tageszeiten stärker werden.
Asthma und sein circadianer Rhythmus
Asthmasymptome verschlechtern sich in der Nacht, vor allem spätnachts und am frühen Morgen. Dies beruht wahrscheinlich auf verschiedenen Faktoren: Erstens folgt die Lungenfunktion einem täglichen Rhythmus, wobei sie während des Tages besser ist. Dies liegt vermutlich daran, dass der Bedarf erhöht ist, denn die meisten Menschen unternehmen anstrengende Tätigkeiten in Stunden, in denen Tageslicht herrscht. Zweitens folgt die Entzündung, eine Hauptursache für Asthmasymptome, einem circadianen Rhythmus, bei dem nachts mehr Entzündungsmoleküle freigesetzt werden. Die verringerte Lungenfunktion und die erhöhte Entzündung tragen sehr wahrscheinlich zu den verstärkten Asthmasymptomen in der Nacht bei.
Tägliche Schwankungen bei Asthmasymptomen
Wie sehr unterscheiden sich Asthmasymptome über einen Zeitraum von 24 Stunden? 74% aller Personen, die an Asthma leiden, wachen mindestens einmal pro Woche und in den frühen Morgenstunden mit Symptomen wie Keuchen und Atemnot auf. 40% berichten, dass sie diese Symptome jede Nacht haben. Ein Sterbefall aufgrund von Asthma geschieht eher in den späten Nacht- und in den frühen Morgenstunden. Für viele Menschen, die Asthma haben, ist das Atmen in den frühen Morgenstunden die größte gesundheitliche Herausforderung. Dies macht die frühmorgendlichen Symptome zu einer unglaublichen Aufgabe für Mediziner, die für die Behandlung von Asthmapatienten verantwortlich sind.
Eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitung für ChronoPhysiologie und Therapie veröffentlicht wurde, untersuchte die nächtliche Lungenfunktion genauer, um den Grund für die verringerte Lungenfunktion in der Nacht herauszufinden. Eine Gruppe Ratten wurde einem fest kontrolliertem Zeitplan unterworfen, wobei es exakt zwölf Stunden Licht und Dunkelheit gab. Ihre Genexpression wurde sowohl am Tag als auch in der Nacht genauestens gemessen. Die Forscher fanden heraus, dass die Genexpression, die mit Wachstumshormonen, Stoffwechsel und Entzündung einhergeht, über einen 24 Stunden-Tag hinweg in Bezug auf ihre Schwankungen, eine deutliche Signifikanz und Reliabilität aufwies.
Hoffnung für die Asthmabehandlung
Diese neu entdeckte tägliche Schwankung der Genexpression bietet Menschen Hoffnung, die Probleme haben, ihre Asthmasymptome unter Kontrolle zu bekommen. Sie deutet an, dass nächtliche Asthmasymptome eines Tages effektiv behandelt werden könnten, indem diese Bahnen angegangen werden. Zudem könnten chronische Atemwegsentzündungen oder Asthma, das andauernd und ohne circadiane Schwankung anhält, auf Unterbrechungen der Bahnen, die den circadianen Rhythmus überwachen, zurückzuführen sein. Weitere Studien müssen diese Information und andere mögliche Anwendungen untersuchen.
Chronotherapie: Ein neuer Ansatz
Während zukünftige Studien benötigt werden, um neue Medikamente zu testen, die auf Entzündungsbahnen abzielen, gibt es eine wichtige Lektion, die aus dieser aktuellen Studie zu lernen ist: Asthmamedikamente könnten effektiver sein, wenn sie zu bestimmten Tageszeiten eingenommen werden. Die zeitliche Abstimmung von Medikamenten und Therapien, die am besten mit dem eigenen, natürlichen circadianen Rhythmus zusammenzuarbeiten, bzw. der Chronotherapie, ist ein relativ neuer Bereich der Gesundheitsversorgung, der sich bei anderen Krankheiten, die eine 24 Stundenschwankung aufweisen, bereits als erfolgreich herausgestellt hat.
Asthmamedikamente lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: Medikamente, die einen Anfall verhindern und „Rettungsmedikamente“, die eingenommen werden, sobald ein Anfall auftritt. Vorbeugende Medikamente werden meistens einmal pro Tag eingenommen. Jedoch könnte sich die zeitliche Abstimmung dieser Medikamente (so dass sie nachts eine höhere und während des Tages eine niedrigere Dosis haben) als effektiver erweisen, da sie Symptome dann aufhalten, wenn sie am ehesten auftreten.
Für viele Menschen ist das Leben mit Asthma eine Herausforderung. Das Vorbeugen von Asthmasymptomen stellt für Mediziner eine immense Aufgabe dar sowie hohe Kosten für die Wirtschaft. Neue Entdeckungen aus der circadianen Biologie und der Chronotherapie eröffnen innovative Wege für eine effektivere und besser abgestimmte Asthmatherapie.