Autismus-Spektrum-Störungen betreffen eine große und wachsende Anzahl von Kindern in der westlichen Welt. Ein wesentliches Gesundheitsproblem, das mit Autismus in Verbindung gebracht wird, sind Schlafstörungen.
Autismus und circadiane Schlafstörungen
Ungefähr 60-80% der autistischen Kinder haben eine circadiane Schlafstörung. Manche haben Probleme damit einzuschlafen, während andere Schwierigkeiten haben, durchzuschlafen. Dies kann zu großen Problemen innerhalb der Familie führen, da diese Kinder, wenn sie wach sind, permanent betreut werden müssen. Sie leiden körperlich und verhaltensmäßig unter dem fehlenden Schlaf, wobei Eltern es schwieriger finden, mit den besonderen Anfordernungen eines pflegebedürftigen Kindes umzugehen, wenn sie selbst müde sind.
Die Melatoninsynthese bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung
Melatonin ist ein wichtiges Hormon, das mit dem Schlaf assoziiert und in der Zirbeldrüse als Reaktion auf die Dunkelheit hergestellt wird. Geringe Melatoninwerte wurden schon seit langem bei Menschen mit Autismus festgestellt. Eine genetische Mutation des ASMT-Gens wurde von Chronobiologieforschern bei Individuen mit Autismus als weitverbreitet entdeckt.
Dieses Gen kodiert die Melatoninsynthese, was das vermehrte Auftreten von geringeren Melatoninwerten in dieser Population erklärt. Da man der Meinung ist, dass Melatonin nicht nur den Schlaf, sondern auch weitere Aspekte des menschlichen Verhaltens beeinflusst, handelt es sich hierbei um einen entscheidenden Fortschritt im Kampf darin, die Ursachen der Autismus-Spektrum-Störung zu identifizieren und zu behandeln.
Eine neue genetische Grundlage von Schlafstörungen bei Autismus
Aktuelle Untersuchungen legen nahe, dass es bei Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung noch andere feste genetische Grundlagen gibt. Forscher haben die Gene autistischer Kinder und Erwachsener, die mit dem circadianen Rhythmus in Verbindung gebracht werden, aufgereiht. Sie fanden heraus, dass 15 dieser äußerst wichtigen Gene Mutationen hatten und dass sieben dieser Mutationen einen entscheidenden Unterschied bei den Proteinen machten, die mit den Schlafzyklen verwandt sind.
Insgesamt zeigte die Gruppe der Personen mit Autismus zweimal so viele Mutationen auf wie jene, die nicht in das Spektrum fielen. Dies galt auch für autistische Personen, die keine Schlafstörung hatten. Diese Mutationen könnten nicht nur die Ursache von Schlafstörungen, sondern auch von Autismus selbst sein.
Interessanterweise wiesen viele der Eltern von Kindern mit Autismus-Spektrum die gleichen Mutationen auf, obwohl sie gar nicht autistisch sind. Wissenschaftler haben schon seit langem eine genetische Grundlage für Autismus-Spektrum-Störungen vermutet; dies könnte somit ein wichtiger Hinweis sein.
Ein neuer Weg für die Chronobiologieforschung
Forscher im Bereich der Chronobiologie haben lange Zeit nach einer biologischen Grundlage für Schlafstörungen bei Autisten gesucht, weshalb es sich hierbei um aufregende Neuigkeiten handelt. Während die genaue Beziehung zwischen diesen Genen und anderen Symptomen der Autismus-Spektrum-Störung noch nicht bekannt ist, eröffnet dies der Forschung neue Wege. Die Auswirkungen dieser genetischen Mutationen könnten noch weitaus mehr als nur Schlafstörungen betreffen.
Neue Behandlungsmethoden für Autisten mit circadianen Schlafstörungen
Aufgrund der Wichtigkeit von Melatonin, Menschen dabei zu helfen, ein- und durchzuschlafen, könnten Melatoninergänzungsmittel eine Antwort auf viele Schlafleiden im Zusammenhang mit Autismus darstellen. Wissenschaftler im Bereich der Chronobiologie fanden heraus, dass geringe Mengen von Melatonin dabei halfen, viele Schlafstörungen bei Kindern mit Autismus zu beheben. Es wurde von keinen Nebenwirkungen berichtet, der Schlaf verbesserte sich jedoch erheblich. Bereits Kinder ab dem jungen Alter von vier Jahren profitierten von der Melatonin-Therapie.
Auch wenn Forscher weit davon entfernt sind, ein Heilmittel gegen Autismus zu finden, geben jene Entdeckungen Menschen mit dieser Erkrankung und ihren Liebenden, die sich aufopferungsvoll kümmern, Hoffnung. Zudem eröffnet die Verbindung zwischen Autismus und den neu entdeckten Genmutationen Wissenschaftlern der circadianen Biologie einen neuen Bereich der Erforschung, um einen Einblick in diese weitverbreitete neurologische Erkrankung zu bekommen.