Fällt es Ihnen schwer, gute Laune zu haben, wenn Sie nicht genug geschlafen haben? Das circadiane Rhythmusgen PER3 wurde vor kurzem als Verbindung zwischen Schlaf und Stimmungslage identifiziert.
Eines der auffälligsten Symptome einer schlaflosen Nacht ist eine Veränderung der Stimmungslage. Nicht nur Kleinkinder reagieren überemotional, wenn sie nicht ihren üblichen Mittagsschlaf bekommen; selbst der ausgeglichenste Erwachsene ist deprimiert, wütend oder einfach emotional instabiler, wenn er nicht ausreichend schläft. Zudem wurden manche psychische Erkrankungen, wie bipolare Störung und Schizophrenie, mit Schlafstörungen in Zusammenhang gebracht. Auch wenn Ärzte und Wissenschaftler die Verbindung zwischen Schlaf und emotionaler Gesundheit erkannten, haben sie erst vor kurzem die biologische Basis hierfür entdeckt: ein gründlich untersuchtes Uhrgen.
Chronobiologie, Schlaf und emotionale Gesundheit
Viele Menschen sehen Schlaf als vergeudete Zeit an, wenn auch als etwas, das biologisch notwendig ist. Schlaf ist jedoch keine Zeit der Inaktivität. Auch wenn Sie, während Sie schlafen, nicht bei Bewusstsein sind, sind Ihr Körper und Gehirn dennoch äußerst beschäftigt. Eine der wichtigsten Aktivitäten während des Schlafens ist das Entfernen von Abfallstoffen und die Reparatur von Zellschäden im Gehirn. Ihr Denkapparat kann diese Aufgaben nicht so effizient durchführen, wenn Sie bei Bewusstsein sind.
Wenn Menschen nicht genügend qualitativ hochwertigen Schlaf bekommen, ist ihre Stimmung häufig das erste, was darunter leidet. Sogar nach nur einer schlaflosen Nacht sind sie emotional reaktiver. Es könnte ihnen schwerfallen, ihre Emotionen zu kontrollieren und sie leiden generell unter schlechter Laune. Wenn Menschen chronisch zu wenig schlafen, sind sie viel anfälliger für Depressionen und Angstzustände, sowie geringere kognitive Leistungen und Gedächtnisverlust. Man fand sogar heraus, dass fehlender qualitativ hochwertiger Schlaf zu schweren psychischen Erkrankungen beiträgt.
Verbindung zwischen Stimmung und PER3
Das PER3-Gen ist seit langem als wichtiger Teil des menschlichen circadianen Rhythmus bekannt. Es wird hauptsächlich im suprachiasmatischen Nukleus des Hypothalamus ausgedrückt, jenem Zentrum des Gehirns, das mit dem circadianen Rhythmus von Säugetieren in Verbindung gebracht wird. In einer aktuellen Untersuchung von Menschen mit Gemüts- und Schlafstörungen wurde dieses Gen als Gemeinsamkeit ausfindig gemacht. Die Forscher züchteten dann Mäuse mit ähnlichen genetischen Mutationen und entdeckten, dass die Mäuse zusätzlich zu den erwarteten circadianen Rhythmusstörungen Anzeichen von Gemütsstörungen wie Depressionen und jahreszeitlich bedingen Depressionen aufwiesen.
Da die Tiere ansonsten gesund und genetisch normal waren, scheint PER3 erheblich zur psychischen Gesundheit und den Schlafzyklen beizutragen. Wissenschaftler glauben, dass die Sicherstellung eines gesunden circadianen Rhythmus als Schutz gegen psychische Erkrankungen dient, jedoch ist es schwierig, diesen aufrecht zu erhalten, sollten wichtige Zeitgene nicht funktionieren. Wenn dieses Gen nicht richtig arbeitet, sind Menschen eher von Veränderungen in ihrer Umwelt emotional betroffen.
Schlaf steckt in unseren Genen
Es gibt zurzeit noch keine Möglichkeit, genetische Störungen zu korrigieren. Die Symptome von Menschen, die Schwierigkeiten mit ihrer Stimmungslage haben, könnten jedoch verbessert werden, wenn sie Vorkehrungen treffen, um gesunde Schlafmuster aufrecht zu erhalten. Für Menschen, die mit Depressionen oder jahreszeitlich bedingten Depressionen kämpfen, ist es häufig schwer, ausreichend Schlaf zu bekommen, Melatoninergänzungsmittel, Lichttherapie und eine gute Schlafhygiene können jedoch helfen. Diese und zahlreiche weitere aktuelle Studien über den Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und dem circadianen Rhythmus legen nahe, dass Schlaf ein wichtiger Teil der emotionalen und physischen Gesundheit ist.
Modernen Menschen fällt es schwer, genügend qualitativ hochwertigen Schlaf zu bekommen, und einen stabilen Tagesablauf einzuhalten. Dies könnte – im wahrsten Sinne des Wortes – unsere Köpfe durcheinanderbringen. Ausreichend zu schlafen ist ein wichtiger Teil einer gesunden Lebensweise und sollte bei jenen, die mit Gemütsstörungen zu kämpfen haben, die höchste Priorität einnehmen.