Es gibt eine wachsende Anzahl wissenschaftlicher Daten zur Verbindung zwischen Chronotyp und Stimmung, welche die Tatsache unterstreichen, dass natürliche Schlaf-Wach-Zyklen enormen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Im einfachsten Sinne bezieht sich der Chronotyp auf die natürliche Präferenz für den Aktivitätszeitpunkt einer Person. Manche Menschen neigen dazu, zu Beginn des Tages aktiver und produktiver zu sein, andere wiederum nicht. Ihre natürliche Präferenz ist auf den späteren Tag ausgerichtet, und sie neigen dazu, nachmittags oder abends wacher und aktiver zu sein.
Das Timing von Aktivitäts- und Wachsamkeitszyklen ist an Schlaf-Wach-Zyklen gebunden. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einem abendorientierten Chronotyp ein höheres Risiko für Stimmungsstörungen, Depressionen und andere Gesundheitsprobleme haben.
Die verschiedenen Chronotypen
Traditionell wurde der Chronotyp in Frühaufsteher und Nachtschwärmer unterteilt. Obwohl diese Aufteilung sinnvoll ist, fällt nicht jeder automatisch in eine dieser beiden Gruppen. Eine aktuellere Aufteilung zieht vier Gruppen heran, die durch Bär, Wolf, Löwe und Delphin symbolisiert werden.
Die meisten Menschen sind Bären mit einem Zyklus, der eher dem Zyklus der Sonne entspricht. Sie wachen morgens leicht auf und planen Aktivitäten lieber früher am Tag. Ihre höchste Produktivitätsperiode liegt in der Regel vor Mittag, und sie spüren häufig einen Energieverlust zwischen 14:00 Uhr und 16.00. Bären schlafen normalerweise leicht ein.
Löwen sind Frühaufsteher, die oft vor Tagesanbruch aufstehen. Ihre Spitzenaktivität und Produktivitätsperiode enden gegen Mittag. Es überrascht nicht, dass Löwen gerne früh ins Bett gehen, oft zwischen 21:00 und 22:00 Uhr.
Im Gegensatz dazu, sind Wölfe keine Morgenmenschen. Frühes Aufwachen ist häufig ein Kampf, bei dem es um wiederholtes Weckerausstellen und das Drücken der Schlummertaste geht. Es dauert eine Weile, bis sich ein Wolf, der morgens das Bett verlässt, am besten fühlt. Die Energieperiode eines Wolfes hält normalerweise von mittags bis ungefähr 16.00 Uhr an, mit einem zweiten Auftrieb gegen 18.00 Uhr.
Delphine sind in der Regel zwischen 10:00 und 14:00 Uhr am aktivsten und produktivsten. Sie leiden jedoch häufig an einer schlechten Schlafqualität, und werden leicht durch Umweltfaktoren wie Licht und Lärm gestört.
Wie Chronotyp und Stimmung zusammenhängen
Unser Körper arbeitet bis auf zelluläre Ebene in einem 24-Stunden-Zyklus. Dieser Zyklus hat sich über Zehntausende von Jahren entwickelt, und ist tief im natürlichen Zyklus von Licht und Dunkelheit verwurzelt, mit dem Aufgehen und Untergehen der Sonne. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Menschen mit einem natürlichen Rhythmus, der nicht mit den grundlegendsten Rhythmen übereinstimmt, wie etwa Wölfe und Delfine, ein höheres Risiko für Stimmungsstörungen, Depressionen und eine Vielzahl körperlicher Gesundheitsprobleme aufweisen. Forscher haben zudem herausgefunden, dass Menschen, die zum Abend tendieren, auch mit ausgeprägteren Depressions-Symptomen kämpfen.
Das heißt jedoch nicht, dass Menschen, die morgens aktiv sind, nicht an Stimmungsstörungen oder Depressionen leiden. Offensichtlich tun sie dies gelegentlich. Zahlreiche Studien haben jedoch gezeigt, dass sie ein geringeres Risiko für diese Störungen haben. Bei jenen wiederum, die Stimmungsstörungen oder Depressionen entwickeln, erzielen Morgenmenschen tendenziell bessere Ergebnisse bei der Behandlung psychischer Erkrankungen.
Während der Zusammenhang zwischen Chronotyp und Stimmung in zahlreichen Studien konsistent ist, bleibt die Richtungsabhängigkeit unklar. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um festzustellen, ob Stimmungsstörungen und Depressionen den Rhythmus der Abendaktivität verursachen, oder ob es die grundlegende Bevorzugung des Abends selbst ist, die Stimmungsstörungen und Depressionen zur Folge hat.
Schlaf-Wach-Muster verschieben
Einige Forscher fragen sich, ob der Versuch, Schlaf- und Wachmuster zurückzusetzen, positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben, und jene Gesundheitsrisiken minimieren kann, die mit der Orientierung zu Abendaktivitäten verbunden sind. Studien haben gezeigt, dass die Genetik sowohl bei Chronotypen als auch bei Depressionen eine Rolle spielt. So sind beispielsweise PER2 und RORA zwei Gene, die beide beeinflussen. Umgebung und Belichtung haben ebenfalls einen starken Einfluss. Wenn die Gene einer Person nicht der einzige Antrieb des Chronotyps sind, ist es vielleicht möglich, allmählich von abendaktiv zu tagesaktiv zu wechseln. Veränderungen des Chronotyps treten auf natürliche Weise in verschiedenen Lebensphasen auf, beispielsweise in der Jugend und in fortgeschrittenem Alter.
Andere Forscher tendieren dazu, den Chronotyp als Leitfaden zu verwenden, und den Tagesplan an das natürliche Timing einer Person anzupassen, um die gesundheitlichen Folgen einer Störung des Tagesrhythmus zu vermeiden, und Schlafproblemen vorzubeugen. Sie weisen auf die Probleme hin, die auftreten können, wenn eine abendorientierte Person gezwungen ist, an einer morgendlichen Ausbildung teilzunehmen oder einer frühen Beschäftigung nachzugehen. Personen, die zu dieser Tageszeit nicht fit und aktiv sind, leiden an einer schlechteren Schlafqualität und erbringen weniger gute Leistungen. Aus dieser Perspektive ist es der Konflikt zwischen den Anforderungen des täglichen Lebens und dem natürlichen Rhythmus, der Stimmungsstörungen und andere Gesundheitsprobleme verursacht. Mit dem natürlichen Rhythmus zu gehen, ist daher der bessere Weg, um solche Schwierigkeiten zu vermeiden.
Fazit
Unabhängig davon, ob es sich um einen Frühaufsteher oder eine Nachteule, einen Bären oder einen Wolf handelt; für eine optimale Stimmung, kognitive Leistung und geistige Gesundheit ist es unerlässlich, ausreichend erholsamen Schlaf zu bekommen. Für jene, die mit Stimmungsstörungen oder Depressionen kämpfen, lohnt es sich auf jeden Fall, beide Wege auszuprobieren – den Schlaf-Wach-Zyklus anzupassen, und den Lebensplan an den Chronotypen anzupassen -, um herauszufinden, welcher dieser Ansätze am besten funktioniert.