Während die männliche Fruchtbarkeit recht unkompliziert ist, wird die weibliche durch komplexe Systeme gesteuert. Der Hormonspiegel einer fruchtbaren Frau verändert sich mit jedem Tag und sogar jeder Stunde. Wir wissen zwar viel darüber, wie sich der Monatszyklus auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirkt, neue Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass tägliche Zyklen, auch als circadianer Rhythmus bekannt, eine Rolle spielen.
Weibliche Fruchtbarkeitszyklen
Die weibliche Fertilität wird von einem komplexen System innerer Uhren gesteuert. Der Zyklus der meisten fruchtbaren Frauen dauert etwa einen Monat. Der erste Tag wird mit Beginn der Menstruation festgelegt. Zwei Wochen später findet bei den meisten Frauen der Eisprung statt, und sie sind ein paar Tage fruchtbar. Der Östrogen-, Progesteron LH- und FSH-Spiegel fluktuiert stark, damit diese innere Uhr weiter richtig funktioniert.
Obwohl der Monatszyklus wichtig ist, gibt es Hinweise darauf, dass unser täglicher circadianer Rhythmus ebenfalls eine Rolle spielt. Um das verbreitete Problem der weiblichen Unfruchtbarkeit zu lösen, könnte es wichtig sein, diesen Zusammenhang zu verstehen.
Circadianer Rhythmus und Fruchtbarkeit: die Verbindung
Wie wirkt sich ein dysregulierter circadianer Rhythmus auf die Fortpflanzungsfähigkeit aus? Es handelt sich hierbei zwar noch um einen neuen Bereich der Wissenschaft, aber es ist klar, dass unsere Schlaf-Wach-Rhythmen genauso wichtig sind wie unser Monatszyklus, wenn es um die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit geht. Schichtarbeiterinnen oder Frauen, die zu ungewöhnlichen Tageszeiten arbeiten, haben eher Menstruationsstörungen, und es ist zehn Prozent wahrscheinlicher, dass sie mit Unfruchtbarkeit kämpfen.
Außerdem gibt es einen räumlichen Faktor. Der suprachiasmatische Nucleus (SCN) in unserem Gehirn steuert die inneren Uhren. Darüber hinaus ist er verantwortlich für die Ausschüttung von LH, jenem Hormon, das den Eierstöcken signalisiert, dass sie ein Ei ausstoßen sollen. Außerdem werden unsere Eierstöcke teilweise von den Clock-Genen gesteuert, jene Gengruppe, die für die Steuerung des circadianen Rhythmus am wichtigsten sind. Daraus resultiert, dass der LH-Spiegel am frühen Morgen am höchsten ist.
Handelt es sich bei dieser Korrelation um einen Zufall oder ist sie Beweis dafür, dass unser circadianer Rhythmus Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat? Einige aktuelle Studien weisen auf letzteres hin. Bei einem Experiment wurden die Clock-Gene von Labormäusen verändert. Ohne dass es Veränderungen in ihrer Umgebung gegeben hätte, wiesen die Mäuse gestörte Hormonspiegel auf, was letztendlich zu einer verminderten Fertilität führte. Sogar bei Pflanzen existiert ein Zusammenhang zwischen circadianem Rhythmus und Fruchtbarkeit.
Diese Verbindung zwischen Schlaf-Wach-Zyklen und Fortpflanzungsfähigkeit erscheint intuitiv sofort logisch. Es ist wahrscheinlicher, zu jenen Zeitpunkten schwanger zu werden, zu denen wir am fruchtbarsten sind, in der Regel, wenn wir wach sind. Aufgrund der Evolution ist es so, dass Frauen dann ihren Eisprung haben, wenn es am wahrscheinlichsten ist, dass sie einen Partner finden. Diese Phänomen wurde jedoch nur bei Frauen festgestellt. Die Eierstöcke exprimieren Clock-Gene, die Hoden jedoch nicht.
Schlaf und Fruchtbarkeit – die Quintessenz
Ausreichend Schlaf ist entscheidend, um gesund zu bleiben, besonders wenn Sie ein Baby planen.
Frauen, die unter Schlafapnoe oder anderen Schlafstörungen leiden, sind dreimal so häufig steril wie Frauen, die gesunde Schlafgewohnheiten pflegen. Auch bei Frauen, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen oder anderweitig behandeln lassen, ist die Chance, schwanger zu werden, höher, wenn sie sieben bis acht Stunden gut schlafen. Wenn Sie schwanger werden wollen, erhöht also genügend Schlaf und ein geregelter circadianer Rhythmus Ihre Chancen.
Auch wenn die männliche Fertilität zwar nicht durch schlaflose Nächte beeinträchtigt wird, sollten auch Männer auf einen ausgeglichenen Schlaf-Wach-Rhythmus achten. Zu wenig Schlaf steht bei Männern mit einer niedrigeren Spermienzahl und weniger Lust auf Sex in Verbindung, Daher ist eine erholsame Nachtruhe auch entscheidend für die Sexualität und Fruchtbarkeit des starken Geschlechts.
Schlaf: Wichtig für die Gesundheit des gesamten Körpers
Egal, ob Sie schwanger werden wollen oder nicht; eine gute sexuelle Gesundheit ist ein entscheidender Faktor für ein glückliches und erfülltes Leben. Viele Menschen führen heutzutage jedoch einen Lebensstil, bei dem das schwierig ist. Wenn Sie Probleme haben, genug Schlaf zu bekommen, ziehen Sie folgende Veränderungen in Betracht:
- Halten Sie sich an einen festen täglichen Rhythmus, das heißt, Schlafen, Aufstehen und Essen immer zur circa gleichen Tageszeit.
- Verbringen Sie tagsüber viel Zeit in der Sonne und dimmen Sie die Lichter (und Ihr Smartphone!) vor dem Schlafengehen.
- Benutzen Sie lichtundurchlässige Vorhänge, wenn die Lichtverschmutzung in Ihrer Gegend hoch ist.
- Finden Sie eine Routine, die Sie vor dem Schlafengehen entspannt.
- Ziehen Sie ein Melatoninergänzungsmittel in Betracht, wenn Sie trotz der genannten Veränderungen Probleme mit dem Einschlafen haben.
Erholsamer Schlaf ist wichtig für Ihre Fruchtbarkeit, aber noch mehr für Ihre allgemeine Gesundheit. Wenn Sie so gesund und glücklich wie möglich leben möchten, ist ein geregelter circadianer Rhythmus die erste Veränderung, die Sie vornehmen sollten.