Manche Menschen springen bei Sonnenaufgang aus dem Bett, bereit für den Tag. Andere müssen mehrmals die Schlummertaste auf ihrem Wecker drücken, bevor sie sich aus dem Bett zur Kaffeetasse schleppen. Viele von uns sind Nachtschwärmer, was eine natürliche Variante des circadianen Rhythmus ist, die genauso gesund wie jeder andere Chronotyp sein kann. Ein extrem verschobener Schlafrhythmus kann jedoch äußerst negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Ab wann ist ein später Rhythmus ungesund? Wie können wir sicherstellen, dass wir ausreichend und zu einer gesunden Zeit schlafen? Aktuelle Forschungen geben Aufschluss über diese Frage.
Was ist das verzögerte Schlafphasensyndrom?
Es ist zwar nicht unbedingt ein medizinisches Problem, ein Nachtmensch zu sein, aber manche Menschen leiden an einer Variation dieses Chronotyps, die eine richtige Schlafstörung ist. Das verzögerte Schlafphasensyndrom, oder DSPS (Delayed Sleep Phase Syndrome), ist eine Störung, bei der Betroffene bis in die frühen Morgenstunden nicht schlafen können, normalerweise zwischen 1 und 4 Uhr nachts. Sie wachen dann automatisch später auf als Menschen, die zu einer normalen Uhrzeit schlafen gehen.
Manche Menschen sind anfälliger für diese Schlafstörung. Es ist kein Wunder, dass Nachtmenschen ein höheres Risiko haben, genau wie Menschen, deren soziales Leben hauptsächlich abends stattfindet. Das Problem dieses Schlafrhythmus besteht darin, dass die meisten Menschen bis spät abends nicht schlafen können. Fast alle Jobs sowie der Schulalltag erfordern frühes Aufstehen. Außerdem kann das helle Sonnenlicht am Morgen Menschen aufwecken oder ihren Schlaf stören. Menschen mit DSPS kompensieren das möglicherweise mit Nickerchen, Ausschlafen am Wochenende, oder anderen Maßnahmen, um den Schlaf „nachzuholen“. Das befreit vielleicht kurzzeitig von Müdigkeit, trotzdem ist der circadiane Rhythmus nicht reguliert.
Diese Störung soll die Ursache von rund 10 Prozent aller Fälle von Schlaflosigkeit sein. Jedoch muss man nicht unter dieser Erkrankung leiden, um unter den Auswirkungen eines verschobenen Schlafrhythmus zu leiden. Viele Menschen gehen aufgrund ihres Terminplans und ihrer Umgebung später schlafen und stehen später auf als optimal. Laut aktuellen Forschungen haben diese Menschen ein ähnlich hohes Gesundheitsrisiko wie jene, die unter dem verzögerten Schlafphasensyndrom leiden.
Die Auswirkungen eines verschobenen Schlafrhythmus: Diabetes, Depression und vieles mehr
Welche Auswirkungen hat spätes Zubettgehen für Ihre Gesundheit? Eine japanische Studie ergab, dass Menschen mit einem verschobenen Schlafrhythmus anfälliger für Depressionen sind. Besonders Frauen sind betroffen, denn sie sind doppelt so häufig depressiv, wenn sie dauerhaft sehr spät zu Bett gehen.
Außerdem entwickeln Menschen, die spät schlafen gehen, häufiger Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2 Diabetes, was wiederum viele Komplikationen mit sich bringen, und die Lebensdauer verkürzen kann. Eine Studie zeigte, dass Personen, die erst spät abends zu Bett gingen, ein höheres Risiko für Stoffwechselkrankheiten hatten, selbst wenn sie mit Menschen verglichen wurden, deren Gewicht und allgemeiner Gesundheitszustand ähnlich waren.
Sind diese gesundheitlichen Auswirkungen auf eine zu späte Schlafenszeit oder auf den daraus resultierenden Schlafmangel zurückzuführen? Forscher müssen den echten Grund noch bestimmen. Es ist jedoch unglaublich wichtig für Ihre psychische und physische Gesundheit, dass Sie ausreichend schlafen (7-9 Stunden bei den meisten Menschen) und auf einen möglichst stabilen circadianen Rhythmus achten.
Hält Sie die Technologie nachts wach?
Warum sind lange Abende in den letzten Jahren immer mehr zum Problem geworden? Viele Wissenschaftler glauben, dass dies von mehreren Faktoren abhängig ist. Laut einer aktuellen Studie kann die Nutzung von Smartphones spät am Abend tatsächlich ein verschobenes Schlafverhalten verursachen. Lichtverschmutzung, also die größere Menge an Umgebungslicht während der Nachtstunden, scheint ebenfalls das Einschlafen zu stören.
Darüber hinaus ist der moderne Mensch beschäftigter als je zuvor. Ohne genügend freie Stunden am Tag, in denen man seinen Aufgaben nachgehen kann, wenden viele Menschen jene Zeit dafür auf, zu der sie eigentlich schlafen sollten. Wenn dieses Verhalten Monate oder Jahre anhält, stört dies den circadianen Rhythmus.
Die Herausforderung, früher schlafen zu gehen
Wenn Sie von Natur aus ein Nachtmensch sind, kann Sie diese Tatsache sehr frustrieren. Schließlich haben die meisten Nachtmenschen schon versucht, früher schlafen zu gehen, aber dann stundenlang an die Decke gestarrt. Es gibt ein paar Maßnahmen, mithilfe derer sich das Gesundheitsrisiko senken lässt, wenn der Körper einfach lange Abende bevorzugt. Im Idealfall sollte man den Tagesablauf so gestalten, dass man länger schlafen kann. Das ist jedoch häufig nicht möglich.
Forscher fanden heraus, dass eine Mischung aus hellem Licht und Melatonin einem abweichenden Schlafrhythmus die Richtung weisen kann. Menschen, die gerne früher schlafen würden, können ihre natürliche Schlafenszeit verändern, indem sie sämtliche elektronischen Geräte ausschalten, die Lichter abdrehen, und ein Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin einnehmen. Helles Licht am Morgen und frühen Nachmittag kann dem Körper ebenfalls helfen, von sich aus früher aufzuwachen.
Zur richtigen Uhrzeit genügend Schlaf zu finden, kann eine Herausforderung darstellen. Außerdem scheint es für eine gute Gesundheit essentiell zu sein. Auch wenn wir vielleicht unsere Gewohnheiten und Zeitpläne ändern müssen, um eine ganze Nacht durchzuschlafen (nicht den Morgen), sind die Vorteile nicht zu leugnen.