Eine neue Studie hat herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Epilepsie gibt, was wiederum nahe legt, dass der circadiane Rhythmus einen Einfluss auf das Auftreten von Anfällen hat.
Epilepsie ist eine Störung der elektrischen Leitungen des Gehirns, aufgrund derer betroffene Personen unter Anfällen oder vorrübergehender Bewusstlosigkeit leiden, was durch eine anormale elektrische Aktivität im Gehirn verursacht wird. In Industrieländern wie Deutschland erkranken Jahr für Jahr zwischen 40 und 70 Menschen von 100.000 daran. Obwohl das medizinische und kulturelle Verständnis über diese Krankheit in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen hat, bleibt eine effektive Behandlung auch weiterhin eine Herausforderung für Mediziner. Eine neue Untersuchung legt jedoch nahe, dass Epilepsie mit circadianen Rhythmusstörungen zusammenhängen, und von diesen verschlimmert werden könnte, was wiederum neue Hoffnung im Hinblick auf eine effektive Behandlung gibt.
Die Chronobiologie der Epilepsie
Vor Jahren haben Forscher entdeckt, dass Anfälle, die durch Epilepsie ausgelöst werden, einen 24-Stunden Rhythmus aufweisen. Das bedeutet, dass sie jeden Tag ungefähr um die gleiche Uhrzeit auftreten. Wann die Anfälle entstehen, kann bei Menschen, die die gleiche Form der Erkrankung haben, sogar recht gut vorhergesagt werden. Anfälle, die zum Beispiel im temporalen Bereich des Gehirns ihren Ursprung haben, treten am meisten um die Mittagszeit auf, während parietalbasierte Anfälle um 3 Uhr morgens üblich sind.
Wissenschaftler glauben, dass dies zum Teil auf den circadianen Rhythmus unserer Gehirne zurückzuführen ist. Die verschiedenen Bereiche des Gehirns werden zu unterschiedlichen Tageszeiten stimuliert, was einem circadianen Rhythmus folgt. Diese Bereiche neigen eher dazu, in diesen Zeiten zu sehr angeregt zu werden und somit Anfälle auszulösen. Neue Studien haben sogar die molekulare Basis identifiziert, die dem circadianen Rhythmus der Epilepsie zugrunde liegt, wodurch Hoffnung auf effektivere Behandlungsmethoden besteht.
Handelt es sich bei Epilepsie um eine circadiane Störung?
Wissenschaftler haben an Kindern, die an Epilepsie leiden, genetische Tests durchgeführt und eine überraschende Gemeinsamkeit festgestellt: eine geringere Aktivität des UHR-Gens, das ein wichtiger Regler des circadianen Rhythmus ist. Darauffolgende Studien, die an Mäusen durchgeführt wurden, haben festgestellt, dass Mäuse, die ein gestörtes UHR-Gen haben, schneller Anfälle erleben. Das bedeutet, dass diese Mäuse weniger anormale Stimuli benötigen, um Anfälle zu erleiden. Diese Mäuse haben häufiger Anfälle, wobei weniger Stimuli erforderlich sind. Infolgedessen sind sie von einer Form von Epilepsie betroffen, die schwerer zu behandeln ist.
Schlafstörungen und Epilepsie
Eine aktuelle Untersuchung aus dem Bereich der circadianen Biologie lässt noch mehr darauf schließen, dass Epilepsie und Schlafstörungen zusammenhängen und vielleicht sogar von denselben molekularen Prozessen verursacht werden. Eine neue Studie, die Kinder mit Dravet Syndrom untersucht hat, eine genetische Form der Epilepsie, die besonders resistent ist, wenn es um Behandlungsmethoden geht, hat herausgefunden, dass bei Menschen mit bestimmten Formen der Epilepsie, unglaublich häufig Schlafstörungen vorkommen. Fast die Hälfte der Kinder, die untersucht wurde, hatte Probleme einzuschlafen oder durchzuschlafen, und ein Drittel hatte Schwierigkeiten, aufzuwachen. Viele dieser Kinder nahmen Schlafmedikamente ein, die scheinbar nur wenig Wirkung zeigten.
Durch weitere Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass diese Kinder offenbar nachts Anfälle hatten, die nicht erkannt wurden, da sie schliefen. Ihre Gehirne sind nachts übererregt, was zu mehr Anfällen führt und den Schlaf stört. Das Erkunden der Verbindung zwischen Epilepsie und Schlaf könnte Ärzten dabei helfen, sowohl die Schlaflosigkeit als auch Anfälle zu behandeln, die Charakteristika dieses Syndroms sind.
Chronopharmakologie und Epilepsie
Mediziner stellen immer häufiger fest, dass die Chronopharmakologie zu einer effektiveren Kontrolle der Epilepsie führen kann. Chronopharmakologie, bzw. die zeitliche Abstimmung von Medikamenten im Einklang mit dem circadianen Rhythmus, entwickelt sich schnell zu einem Standardbereich der Epilepsiebehandlung. Medikamente zur Behandlung dieser Störung haben oft ernste Nebenwirkungen, und Patienten entwickeln schnell eine Toleranz. Ärzten ist es möglich, eine geringere Menge dieser Arzneien zu verabreichen, wodurch sich sowohl die Nebenwirkungen als auch die Toleranz verringert, wenn diese Präparate zu jenen Tageszeiten verabreicht werden, in denen Anfälle am ehesten auftreten. Zudem könnten Lichttherapie, Melatonin und weitere Behandlungen, welche die Störungen des circadianen Rhythmus berichtigen, dabei helfen, Epilepsie leichter zu behandeln.
Auch wenn die Krankheit mittlerweile besser verstanden wird, ist sie auch weiterin nur schwer zu therapieren. Neue Einblicke in Zusammenhang mit dem circadianen Rhythmus könnten es Menschen, die mit Epilepsie kämpfen, ermöglichen, eine effektivere Behandlungsmethode und hoffentlich entsprechende Heilung zu finden.