Schlaf ist bei der Verarbeitung, Speicherung und dem Abruf von Erinnerungen wichtig, vor allem bei „Kernerinnerungen“, welche die Hauptaussage von dem, was passiert ist, enthalten.
Fällt es Ihnen schwer, sich an bestimmte Details oder Informationen zu erinnern? Schlaf ist seit langem als wichtiger Faktor dafür bekannt, wie gut uns Ereignisse, die passiert sind, wieder einfallen, und ob wir diese Erinnerungen richtig abzurufen können. Eine aktuelle Untersuchung weist darauf hin, dass Schlaf auch dabei helfen könnte, den „Kern“, bzw. die Grundzüge von Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen. Wenn Sie sich selten an jene Dinge erinnern können, die Sie wissen sollten, könnte ausreichend Schlaf die Antwort sein.
Wie erinnert sich unser Gehirn?
Obwohl wir das Gedächtnis als recht einfach betrachten, handelt es sich dabei in Wirklichkeit um einen komplexen mehrstufigen Prozess. Zunächst müssen wir uns lange genug auf die vorhandene Information konzentrieren, damit sie in neurologische Impulse umgewandelt werden kann; ein Prozess, der sich Kodierung nennt. Diese Information wird dann aufgenommen, bzw. in unseren Gehirnzellen gespeichert. Der Abruf ist der letzte Schritt, der uns Informationen, die wir gespeichert haben, aufrufen und verwenden lässt. Zusätzlich zu diesen Schritten stehen bei Menschen Erinnerungen mit Assoziationen in Verbindung, die es ermöglichen, bestimmte Ereignisse abzurufen. Wenn Ihnen schon einmal ein Wort nicht eingefallen ist, das Ihnen auf der Zunge lag, ist der Abruf jener Teil des Prozesses, der daran Schuld ist.
Was, wenn es eine Möglichkeit gäbe, wie Sie sich leichter an Informationen erinnern können oder zumindest an die „Kernaussage” dieser Information? Forschungen deuten darauf hin, dass jene Zeit, die Sie mit schlafen verbringen, sowie die Qualität des Schlafs, zum Teil dafür verantwortlich sind.
Schlaf und Gedächtnis
Seit langem ist bekannt, dass Schlaf dabei hilft, Erinnerungen zu kodieren. Im Gegenzug dazu, kann zu wenig Schlaf zu Gedächtnisverlust beitragen, wobei viele Menschen schon nach einer schlaflosen Nacht Probleme haben, Aufgaben zu lösen, die auf das Kurzzeitgedächtnis angewiesen sind. Jedoch scheint auch das Langzeitgedächtnis vom Schlaf betroffen zu sein.
Eine Art des Langzeitgedächtnisses ist unter dem Begriff Kerngedächtnis bekannt, das sich an das Gesamtkonzept oder die Grundidee eines Ereignisses erinnert. Das Kerngedächtnis kann wichtig werden, da es detaillierte Erinnerungen hervorruft oder Menschen zumindest einen Anhaltspunkt darüber gibt, was sie erlebt oder gelernt haben. Laut einer aktuellen Studie ist Schlaf für diese Art des Gedächtnisses besonders wichtig.
Kodierung und Abruf des Kerngedächtnisses
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Schlaf das Kerngedächtnis verbessern kann. Erstens haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Menschen, die kurz nach der Kodierung einer Erinnerung ins Bett gehen, sogar nach einem Jahr besser die Grundfakten dieser Erinnerung abrufen können. Das trifft vor allem auf Erinnerungen zu, die durch visuelle Wahrnehmungen gebildet wurden. Zweitens könnte die Uhrzeit, zu der gelernt wird, wichtiger sein, als bislang angenommen. Während bei Menschen, die direkt nach der Kodierung schlafen gingen, die Information ein besseres Langzeitkerngedächtnis aufwies, kam es bei jenen, die Stunden später einschliefen, zu keinem Gedächtnisvorteil.
Was bedeutet das für Menschen, die ihr Langzeitgedächtnis verbessern möchten? Schlaf bleibt auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Bildens, Speicherns und Abrufens von Erinnerungen. Gewisse Gedächtnisarten scheinen jedoch länger anzuhalten, wenn Menschen sofort nach der Kodierung der Informationen ins Bett gehen. Das trifft vor allem dann zu, wenn Sie ausreichend lange Phasen des REM-Schlafs erleben, was jene Zeit zu sein scheint, zu der Erinnerungen am besten und effektivsten gebildet werden.
Sind Sie daran interessiert, ein besseres Gedächtnis aufzubauen? Wenn Sie sich zumindest die rudimentären „Kernfakten” einer Situation oder eines Themas merken möchten, sollten Sie sich diese kurz vor dem Schlafengehen oder einem Mittagsschlaf einprägen. Auch wenn es sich hierbei nur um eine einzelne Studie handelt, ist der Beweis erbracht, dass sowohl Schlaf als auch die zeitliche Abstimmung einen großen Unterschied machen können, wenn es um das Gedächtnis geht.