In den letzten Jahren wurde reichlich Forschung zum Thema betrieben, wie Schlaf (und Schlafmangel) negative Folgen für die Gesundheit haben kann. Auch wenn klar ist, dass die Gesundheit in vielerlei Hinsicht profitiert, wenn man genug und gut schläft, wurde bisher die genaue Verbindung zwischen Schlaf und Herzgesundheit nicht genau verstanden. Warum sind Menschen, die nicht schlafen, anfälliger für Herzinfarkte? Wie kann Schichtarbeit zu hohem Blutdruck führen? Eine aktuelle Studie, die dieses Jahr veröffentlicht wurde, erklärt diesen Zusammenhang teilweise. Laut den aktuellsten Forschungen schadet Schlafmangel der Durchblutung, was wiederum eine Reihe negativer Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben kann.
Schlaf und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Schlafmangel kann zu einer Reihe gesundheitlicher Probleme führen. Die Auswirkungen sind besonders dramatisch, wenn es um die Herz-Kreislauf-Gesundheit geht. Forscher untersuchten kürzlich Menschen, die jede Nacht unterschiedlich lang schliefen, und führten verschiedenste Tests an ihren Herzen und Blutgefäßen durch. Die Ergebnisse waren schockierend: Personen, die weniger als sechs Stunden pro Nacht schlafen, haben beinahe ein Drittel häufiger Arteriosklerose. Arteriosklerose, die Verhärtung und Verengung von kleinen Blutgefäßen, trägt am meisten zu Herzinfarkten und Schlaganfällen bei.
Jene Wissenschaftler, die an dieser Studie arbeiteten, vermuteten, dass Koffein dafür verantwortlich sei. Schließlich trinken Menschen, die weniger schlafen, generell mehr Kaffee. Aktuellere Studien deuten jedoch darauf hin, dass noch andere Mechanismen im Spiel sind. Eine Studie ergab, dass Mäuse, die unter Schlafentzug leiden, mehr Entzündungszellen aufweisen, die sich im Blutkreislauf befinden. Da Entzündungen eine der Hauptursachen von Arteriosklerose und anderen Erkrankungen des Herzens sind, erklärt das teilweise, wie Schlaflosigkeit dem Herzen schadet.
Andere Forschungsergebniss erklären den Zusammenhang zwischen Schlaf und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und weisen auf einen weiteren Mechanismus hin, wie zu wenig Schlaf die Durchblutung stört.
Wie Schlafmangel der Durchblutung schadet
Aktuelle Forschungen deuten darauf hin, dass zu wenig Schlaf mit der Zeit biochemische Veränderungen hervorrufen kann, die wiederum zur Zerstörung der Blutgefäße führen. Forscher identifizierten einige Proteine, die Mikro-RNA genannt werden, und im menschlichen Blutkreislauf zirkulieren. Diese unterdrücken Entzündungsproteine, die das Endothel, bzw. die Auskleidung der Blutgefäße, beschädigen. Wenn diese Auskleidung beschädigt ist, verdickt und verhärtet sie sich, ähnlich wie bei einer Vernarbung.
Diese entzündungshemmende Mikro-RNA wird ausgeschüttet, wenn wir schlafen. Längerer Schlaf ermöglicht die Freisetzung größerer Mengen in den Blutkreislauf, wo sie Herz-Kreislauf-Entzündungen reduzieren können. Weniger Schlaf bedeutet jedoch, dass weniger dieser Mikro-RNA vorhanden ist, und damit auch mehr Entzündungen. Mit der Zeit können sich diese ansammeln, und dem Durchblutungssystem größeren Schaden zufügen.
Neue Verbindungen zwischen circadianem Rhythmus und Gesundheit
Auch wenn es sich hierbei um einen großen Durchbruch handelt, sind Schäden des Durchblutungssystems nicht die einzige Art und Weise, wie Schlaf die Gesundheit beeinflussen kann. Wie lange wir jede Nacht schlafen, kann eine Vielzahl von kurz- und langfristigen Konsequenzen haben.
Die kurzfristigen Auswirkungen von Schlafmangel kennt fast jeder. Wenn man nur eine Nacht schlecht schläft, ist man gestresster, hat ein erhöhtes Schmerzempfinden, ein schlechteres Gedächtnis, und bewältigt kognitive Aufgaben weniger effektiv. Außerdem sind Menschen, die auch nur eine Stunde zu wenig geschlafen haben, häufiger in Unfälle verwickelt, sowohl im Straßenverkehr als auch im Job, was gefährlich und sogar lebensbedrohlich sein kann.
Auch wenn die kurzfristigen Auswirkungen ernst zu nehmen sind, haben auch die langfristigen einen erheblichen Einfluss. Menschen, die regelmäßig über längere Phasen zu wenig schlafen, haben nicht nur ein erhöhtes Risiko, dass ihre Blutgefäße Schaden nehmen, ihnen drohen Fettleibigkeit, metabolisches Syndrom oder Typ-2-Diabetes. Schlafmangel steht außerdem mit Demenz und anderen kognitiven Krankheiten in Verbindung.
Schlafen Sie genug, um Ihre Blutgefäße zu schützen?
Die neuen Erkenntnisse darüber, welchen Einfluss Schlaf auf die Gesundheit hat, können Menschen mit Schlafmangel ängstigen. Welche Schlafdauer ist optimal? Wie können wir sicherstellen, dass wir diese ideale Stundenzahl erreichen?
Auch wenn sich die Stundenzahl von Mensch zu Mensch unterscheidet, deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass die ideale Schlafdauer für die meisten Menschen zwischen sieben und neun Stunden beträgt. Wenn Sie jede Nacht zur gleichen Zeit schlafen gehen, und ohne Wecker aufwachen, haben Sie genau die perfekte Stundenzahl gefunden.
Forscher legen nahe, dass ein ausgeglichener, fester circadianer Rhythmus einer der wichtigsten Faktoren ist, um genug Schlaf zu bekommen. Das bedeutet, jeden Abend zur gleichen Zeit schlafen zu gehen, zur gleichen Zeit aufzustehen, und die Nacht in einem ruhigen, dunklen Schlafzimmer zu verbringen, in dem man sich gut entspannen, und einschlafen kann. Zudem können Melatonin und andere natürliche Ergänzungsmittel helfen, einen gesunden circadianen Rhythmus zu fördern.
Schlafmangel vermeiden
Es kann eine große Herausforderung darstellen, genügend Schlaf zu bekommen. Heutzutage erfordert das für viele Menschen umfangreiche Änderungen ihres Lebensstils, und ihrer Selbstfürsorge. Klar ist jedoch, dass Schlafmangel einer der schlimmsten Faktoren ist, die erheblichen negativen Effekt auf die Gesundheit haben können, sowohl kurz- als auch langfristig.