Viele von uns kennen die verheerenden Folgen, die eine Veränderung des circadianen Rhythmus mit sich bringen kann. Selbst gesunde Menschen sehen sich hin und wieder gezwungen, ihren Schlafrhythmus zu ändern, etwa durch die Umstellung von der Sommer- auf die Winterzeit oder wenn sie reisen. Andere leiden unter einer circadianen Schlafstörung, die einen gesunden Schlaf zu normalen Uhrzeiten unmöglich macht. Diese Störungen können dazu führen, dass sich Betroffene ständig erschöpft und müde fühlen.
Was ist eine circadiane Schlafstörung?
Der circadiane Rhythmus ist die innere 24-Stunden-Uhr im menschlichen Körper, die alles bestimmt, vom Schlaf bis hin zur Reparatur unserer DNA. Diese Uhren sind deshalb so wichtig für eine gute Gesundheit, da sie sicherstellen, dass Körperprozesse zum bestmöglichen Zeitpunkt ablaufen. Innerhalb der Biologie gibt es ein spezielles Feld, die Chronobiologie, die sich mit der Erforschung dieser Uhren und ihren Auswirkungen auf unsere Gesundheit beschäftigt.
Wenn der circadiane Rhythmus einer Person durcheinander geraten ist, leidet sie nicht nur unter Müdigkeit, Schlaflosigkeit und anderen schlafbezogenen Störungen, sondern auch unter einer ganzen Reihe weiterer gesundheitlicher Probleme.
Arten der circadianen Schlafstörung
Es gibt verschiedene Arten der circadianen Schlafstörung. Einige hängen mit äußeren Faktoren, wie z.B. Schichtarbeit oder Reisen in eine fremde Zeitzone zusammen, während andere wiederum durch Dysfunktionen in den Gehirnbereichen, die für die Einstellung der circadianen Uhren zuständig sind, verursacht werden.
• Jet lag, auch Desynchronisierung genannt, liegt dann vor, wenn der circadiane Rhythmus des Körpers nicht mit dem der Umwelt übereinstimmt. Der Begriff Jet lag wurde gewählt, da Menschen meist nach einem Flug darunter leiden, der sie schnell durch verschiedene Zeitzonen transportiert. Die meisten Betroffenen sind erschöpft, haben Schwierigkeiten komplexe Aufgaben zu erledigen, sind depressiv und haben Schlafprobleme; allerdings erholen sie sich innerhalb von ein paar Tagen.
• Störung durch Schichtarbeit wird am häufigsten bei Menschen beobachtet, die entweder sehr früh am Morgen oder sehr spät am Abend bzw. in der Nacht arbeiten. Diese Menschen haben möglicherweise Probleme erholsam zu schlafen, weil ihr Schlafzyklus nicht mit dem circadianen Rhythmus übereinstimmt, den ihr Gehirn je nach Licht und Dunkelheit programmiert. Die Symptome sind die selben wie beim Jet Lag, allerdings leiden Betroffene über einen langen Zeitraum darunter.
• Schlafphasensyndrom benennt eine Störung, bei der die innere Uhr der Person so eingestellt ist, dass diese erst viel später einschlafen kann als die meisten Leute. Diese Menschen können erst sehr spät abends oder in den frühen Morgenstunden einschlafen, wodurch ein normaler Tagesablauf erschwert wird.
• Vorverlagertes Schlafphasensyndrom beschreibt das Gegenteil des Schlafphasensyndroms. Personen mit einer solchen circadianen Störung werden schon sehr früh müde und schlafen zeitig, oft zwischen 6 und 8 Uhr abends und wachen dann 8 Stunden später wieder auf. Betroffene sind weniger in ihrem Tagesablauf eingeschränkt, da sie für gewöhnlich während des Tages ganz normal ihre Aufgaben wahrnehmen können.
• Schlaf-Wach-Störung mit Abweichung vom 24 Stunden-Rhythmus bedeutet, dass der circadiane Rhythmus der Personen nicht auf einem 24-Stunden-Zyklus basiert, sondern in den meisten Fällen auf einem 25- oder 26-Stunden-Zyklus. Betroffene gehen zunehmend später schlafen und wachen entsprechend später auf. Durch das Fehlen einer klaren 24-Stunden-Routine ist es für diese Menschen schwierig, zur Schule oder zur Arbeit zu gehen und Beziehungen zu führen.
Auswirkungen circadianer Schlafstörungen
Forscher wissen inzwischen genug über die circadiane Biologie, um einige der Auswirkungen, die eine circadiane Schlafstörung mit sich bringt, zu verstehen. Zum einen gibt es die zu erwartenden Folgen von Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Schlafstörungen. Die meisten Menschen, die unter einer circadianen Schlafstörung leiden, erleben außerdem Veränderungen im Appetit, Gewichtszunahmen, die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein, einen Verlust kognitiver Funktionen, Gedächtnisschwäche sowie hormonelle Störungen. Betroffene können zudem ein höheres Risiko für Herzkrankheiten und eine ganze Reihe anderer ernsthafter gesundheitlicher Probleme entwickeln.
Abgesehen von den gesundheitlichen Schäden, können solche Schlafstörungen auch verheerende Folgen für das Leben an sich haben. Betroffene funktionieren oft nicht gut während jener Zeiten, zu denen sie eigentlich arbeiten oder andere Dinge erledigen sollten.
Sind circadiane Schlafstörungen behandelbar?
Eine circadiane Schlafstörung kann nicht geheilt werden, es existiert jedoch eine steigende Zahl von Behandlungen, die Patienten hilft, normalere Schlafmuster zu entwickeln und gesundheitliche Schäden zu reduzieren. Dabei stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. So empfehlen viele Ärzte z.B. Melatonin 30 Minuten vor dem gewünschten Schlafengehen sowie ein stimulierendes Mittel wie Koffein am Morgen, um die Aufmerksamkeit tagsüber zu erhöhen.
Außerdem hat die FDA (Food and Drug Administration, US) erst kürzlich einen Melatonin-Rezeptor-Agonisten namens Tasimelteon oder Hetlioz zugelassen, um Schlaf-Wach-Störungen mit Abweichung vom 24-Stunden-Rhythmus bei Menschen zu behandeln, die völlig blind sind.
Es gibt zudem Veränderungen im Lebensstil und andere nicht-medikamentöse Behandlungen, die Patienten mit circadianen Schlafstörungen helfen können. Viele Menschen nutzen sehr helles Licht am Tag und tragen abends blaulicht-blockierende Brillen, bevor sie schlafen gehen, um die Melatonin-Produktion anzuregen.
Circadiane Schlafstörungen können schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben und die Gesundheit von Betroffenen haben. Aktuelle Forschungen der Chronobiologie helfen Ärzten jedoch, neue Formen im Umgang und in der Behandlung mit diesen Störungen zu entwickeln.