Studien im Bereich der Chronobiologie legen nahe, dass zu wenig Schlaf krebserregend ist. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass das Risiko für Prostatakrebs davon besonders beeinflusst sein könnte.
Die Weltgesundheitsorganisation und andere bedeutende medizinische Verbände sehen seit langem Unterbrechungen des circadianen Rhythmus als Karzinogen, bzw. als krebserregend, an. Mehrere verschiedene Arten von Krebs wurden mit Schichtarbeit, Schlaflosigkeit, kurzer Schlafdauer und anderen Ursachen für zu wenig Schlaf in Verbindung gebracht. Eine aktuelle Studie aus dem Bereich der circadianen Biologie legt nahe, dass Prostatakrebs eine weitere Krebsart sein könnte, die mit dem Schlaf zusammenhängt.
Wie verursacht Schlafentzug Krebs?
Schlaf ist nicht nur eine Zeit zum Ausruhen, sondern auch eine Phase intensivster DNS-Reparaturen. Hormone, die mit dem Schlaf assoziiert wurden, vor allem Melatonin, leiten in routinemäßigen Zellprozessen Reparaturen von täglichen Schäden ein, die unseren Genen widerfahren. Wenn diese Reparaturen nicht passieren oder nicht effizient genug durchgeführt werden, könnten sich Zellmutationen anhäufen und schließlich zu Krebs führen.
Schlafstörungen, wie beispielsweise Schlaflosigkeit, hängen häufig mit Störungen der Melatoninproduktion zusammen. Zudem sind Schichtarbeiter in der Nacht Licht ausgesetzt und stellen somit weniger Melatonin her. Diese Auswirkungen führen zu einem möglichen öffentlichen Gesundheitsrisiko. Rund 15 Prozent aller Arbeitnehmer in Europa und den USA leisten Schichtdienste. Etwa 40 Prozent berichten von Schlafstörungen.
Prostatakrebs und Schlafdauer
Prostatakrebs ist eine der weitest verbreiteten Krebsarten bei Männern, die mehr als 13 Prozent betrifft. Wie bei allen Krebsarten ist die Vorbeugung genauso wichtig, wie das Entdecken neuer Behandlungsmöglichkeiten und eines Heilmittels.
Als Forscher die Schlafgewohnheiten jener Männer begutachteten, die an Prostatakrebs litten, zeigte sich eine Tendenz: Das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, korreliert mit zu wenig Schlaf. Dies traf vor allem auf Männer zu, die Prostatakrebs im Endstadium hatten. Dieser Zusammenhang könnte auf dem Fehlen von Melatonin bei Männern basieren, die nicht in der Lage sind, durchzuschlafen. Zudem entwickeln Männer, die in langen und unregelmäßige Schichten arbeiten, wie das zum Beispiel bei Verkehrspiloten der Fall ist, häufiger Prostatakrebs. Eine weitere Studie fand heraus, dass Gene, die bei der Regulierung des circadianen Rhythmus involviert sind, auch bei der Bekämpfung von Prostatakrebs beteiligt sind, da Männer, die eine Mutation dieser Gene aufwiesen, eher von dieser Krankheit betroffen waren.
Was das für die Prostatagesundheit bedeutet
Diese neuen Chronobiologiestudien bieten einen Einblick, wie sich Prostatakrebs entwickelt, aber auch Hoffnung auf eine Behandlung. Jenes Gen, das die Verbindung zwischen Prostatakrebs und Schlafdauer zu sein scheint, könnte ein zukünftiges Ziel für innovative Krebstherapien sein. Prostatakrebsbehandlungen zeitlich so abzustimmen, dass sie dann eingesetzt werden, wenn dieses Gen normalerweise aktiv ist, könnte mehr Männern dabei helfen, diese Krebform und andere Krebsarten zu besiegen. Nicht zuletzt unterstreichen diese Studien die Wichtigkeit von Melatonin im menschlichen Körper. Ursprünglich wurde es als reines Schlafhormon angesehen, doch in Studien hat sich immer wieder herausgestellt, dass dieses Hormon auch eine wichtige Rolle bei der DNS-Reparatur spielt.
Die meisten von uns fühlen sich nach einer guten Nachtruhe gesünder, aktiver, aufmerksamer und besser vorbereitet, um den Herausforderungen des Tages gegenüber treten zu können. Neue Untersuchungen zeigen, wie wichtig der circadiane Rhythmus für unsere emotionale, physische und zelluläre Gesundheit ist.