Warum brauchen manche Menschen so wenig Schlaf? Forscher der Chronobiologie könnten eine genetische Mutation entdeckt haben, die Kurzschläfer hervorruft, also Personen, die sehr wenig Schlaf benötigen.
Was könnten Sie mit Ihrer zusätzlichen Zeit anfangen, wenn Sie nicht schlafen müssten? Diese extra Stunden könnten Sie mit Lernen verbringen, einem zusätzlichen Hobby oder einer spannenden Aufgabe. Die meisten Menschen benötigen ca. acht Stunden Schlaf pro Nacht, doch es gibt Ausnahmen. Manche Männer und Frauen, die „Kurzschläfer“ genannt werden, kommen mit vier bis sechs Stunden aus. Während der Rest von uns schläft, haben sie die Möglichkeit, die zusätzlichen Stunden so zu verbringen, wie sie möchten. Forscher könnten das Geheimnis in der Genetik der glücklichen Individuen entschlüsselt haben, das darauf schließen lässt, dass eine Genmutation verantwortlich sein könnte.
Die Biologie von Kurzschläfern
Kurzschläfer wurden von Wissenschaftlern erforscht, seitdem sie in den 90er Jahren entdeckt wurden. Während die meisten von uns mit vier Stunden Schlaf kaum auskommen, scheinen andere genau das zu brauchen, um zu gedeihen. Diese Menschen stellen eine kleine Minderheit innerhalb der Weltbevölkerung dar, nämlich weniger als 1 Prozent. Die Wissenschaftler waren erstaunt darüber, dass sie nur so wenig Schlaf benötigten und legten nahe, dass eine Genmutation der Grund dafür sein könnte. Beweise lassen darauf schließen, dass diese Hypothese wahr sein könnte, da Forscher jenes Gen identifizierten, das vermutlich für diese Eigenschaft verantwortlich ist.
DEC2: Das effiziente Schlaf-Gen
Wissenschaftler haben festgestellt, dass sowohl eine Mutter als auch ihre Tochter, die beide sehr wenig Schlaf brauchten, eine Mutation an dem Gen aufwiesen, das als DEC2 bekannt ist. Als sie Mäuse mit dieser Genmutation züchteten, benötigten diese ebenfalls nur wenig Schlaf. Bei einer körperlichen Untersuchung zeigte diese Genmutation noch weitere interessante Auswirkungen. Die Mäuse wiesen stärkere Verbindungen zwischen jenen Bereichen des Gehirns auf, die Empfindungen mit dem Gedächtnis koordinieren. Zudem neigten sie weniger zu Übergewicht, eine Beobachtung, die in den allermeisten Fällen auch auf menschliche Kurzschläfer zutrifft.
Wie kann ein Mensch gerade einmal die Hälfte der empfohlenen Zeit schlafen, ohne gesundliche Konsequenzen zu erleiden? Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass Kurzschläfer womöglich effizienter schlafen. Die stärkeren Verbindungen zwischen jenen Bereichen des Gehirns, die das Gedächtnis steuern, deuten darauf hin, dass dies ein wichtiges Puzzleteil sein könnte, da Gedächtniskonsolidierung eine der wichtigsten Aufgaben darstellt, die wir während des Schlafens ausführen.
Können Sie zum Kurzschläfer werden?
Sind Sie ein Kurzschläfer? Forscher weisen jedoch darauf hin, dass nicht jeder, der pro Nacht lediglich vier Stunden schläft, diese Mutation hat. Generell gehören Menschen, die wenig schlafen, einer dieser drei Kategorien an: jene, die Schlafstörungen haben, jene, die tatsächlich Kurzschläfer sind, und solche, die denken, sie seien Kurzschläfer, aber aufgrund des nicht vorhandenen Schlafs körperliche Auswirkungen erleiden. Obwohl wir nun wissen, welches Gen für den verringerten Schlafbedarf verantwortlich ist, kann eine Genmutation bei Menschen noch nicht induziert werden. Aus diesem Grund werden Sie, auch wenn Sie sich wünschen, pro Tag ein paar Stunden mehr zur Verfügung zu haben, auch in naher Zukunft mehr Stunden Schlaf benötigen.