Viele, die versuchen, schwanger zu werden, haben auf dem Weg zum Elterndasein mit Schwierigkeiten zu kämpfen. In zahlreichen Fällen haben Ärzte und andere Experten Probleme damit festzustellen, was der genaue Grund für die Verzögerung ist. Mit Hilfe von aktuellen Studien könnte ein wenig Licht auf das komplizierte Thema der Fertilität geworfen werden, da sie nahelegen, dass die männliche Fruchtbarkeit einem saisonalen Rhythmus unterliegt.
Saisonale Rhythmen und Chronobiologie
Wissenschaftler im Bereich der circadianen Biologie wissen schon seit langem, dass unsere innere 24-Stunden Uhr, bzw. unser circadianer Rhythmus, eine Vielzahl von zellulären Prozessen beeinflusst. Es gibt aber auch weitere Rhythmen, die unsere Körper auf mehrere, signifikante Weisen beeinflussen, wie z.B. saisonale Rhythmen.
Das bekannteste Beispiel für saisonale Rhythmen in Bezug auf die Stimmung ist die jahreszeitlich bedingte Depression, die allein in den Vereinigten Staaten Millionen von Menschen betrifft. Sie tritt aufgrund von Veränderungen bei der Ausschüttung von Hormonen auf, die sowohl den Schlaf als auch die Stimmung beeinflussen. Aktuelle Studien zeigen auf, dass Veränderungen der Lichtqualität und des Wetters noch viel mehr als nur die Stimmung beeinflussen können, nämlich auch die Spermienbeweglichkeit, die ebenfalls auf Veränderung der Ausschüttung von Hormonen zurückzuführen ist.
Die Spermienmotalität über das Jahr hinweg
Die Fähigkeit der Spermien, sich durch den Gebärmutterhals und in die Geschlechtsorgane der Frau zu bewegen, wird als Spermienmotalität bzw. Spermienbeweglichkeit bezeichnet. Sehr bewegliches Sperma ist ein entscheidender Faktor bei der Empfängnis.
Forscher im Bereich der Chronobiologie an der Fakultät der inneren Medizin der Universität von Ferrara haben männliche Spermien über das ganze Jahr untersucht. Sie fanden heraus, dass, obwohl im Winter mehr Spermien hergestellt und freigesetzt werden, die Spermien im Juli und August wesentlich beweglicher sind. Eine aktuelle Studie des Zentrums zur Fortpflanzungsunfähigkeit in Parma kam zum gleichen Ergebnis.
Die Motalität ist für die Empfängnis wichtiger als die Spermienanzahl, weshalb es sich hierbei um eine entscheidende Entwicklung für das Verständnis darüber handelt, wie man unfruchtbaren Paaren dabei helfen kann, schwanger zu werden. Eine geringe Spermienbeweglichkeit ist die Hauptursache für männliche Unfruchtbarkeit. Männer, die aufgrund einer geringen Spermienmotilität unfruchtbar sind, könnten mehr Erfolg haben, wenn sie eine Empfängnis während der warmen Monate (Juli und August) anstreben.
Warum sind Spermien im Sommer beweglicher?
Testosteron ist ein wichtiges männliches Hormon, das einer großen saisonalen Schwankung unterliegt, wobei die Werte im Sommer viel höher sind. Obwohl der genaue Mechanismus noch nicht bekannt ist, scheint Testosteron eine wichtige Rolle beim Reifungsprozess der Spermien zu spielen. Niedrige Testosteronwerte werden häufig bei Männern gefunden, die eine geringe Spermienmotalität haben. In vielen Fällen kann die Einnahme von Testosteron die Spermienbeweglichkeit ausreichend erhöhen, um die männliche Fruchtbarkeit zu verbesern und eine Empfängnis zu ermöglichen.
Chronobiologie und Fruchtbarkeit
Es ist nur wenig über die Auswirkungen der saisonalen und circadianen Rhythmen auf die Fruchtbarkeit bekannt. Ärzte könnten jedoch weitere Zusammenhänge finden, je mehr Studien über das Verhältnis zwischen Fruchtbarkeit und Chronobiologie durchgeführt werden. Wir wissen bereits, dass verschiedenste zeitabhängige Rhythmen die Ausschüttung von Sexualhormonen beeinflussen, die wiederum Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. Daher könnte diese neue Untersuchung Paaren, die von Unfruchtbarkeit betroffen sind, neue Hoffnung schenken.
Chronobiologie, bzw. die Lehre darüber, wie verschiedene innere Uhren unsere Körper beeinflussen, ist zurzeit eines der am meisten untersuchten Themen der medizinischen Wissenschaft. Forscher finden nicht nur neue, interessante und überraschende Informationen darüber, wie unser Körper funktioniert, sie entdecken auch Zusammenhänge, die Hoffnung auf zukünftige Gesundheitsbehandlungen bieten.