Melatonin ist eine der wichtigsten Biochemikalien im menschlichen Körper. Es hilft, die Schlaf-Wach-Zyklen zu regulieren, und unsere internen Uhren auf Kurs zu halten. Es ist auch wichtig für die DNA-Reparatur und zentrale Zellstoffwechselprozesse. Jüngste Studien haben gezeigt, dass Melatonin auch neuroprotektive Wirkung hat, die dazu beiträgt, langfristige Schäden sowohl durch tägliche Verletzungen, als auch durch pathologischere Krankheitsprozesse zu verhindern. Laut neuesten Forschungen über Melatonin und hämorrhagische Schlaganfälle können Melatonin-Präparate sogar die Heilung erleichtern, und langfristige Schäden nach sehr schweren Gehirnverletzungen verhindern.
Schlaganfall: Eine der Hauptursachen für Behinderung und Tod
Ein Schlaganfall, auch zerebrovaskulärer Unfall genannt, ist ein schockierendes Ereignis, das jährlich fast 800.000 Menschen betrifft. Ein Schlaganfall tritt auf, wenn Bereiche des Gehirns nicht ausreichend Sauerstoff erhalten. Dabei werden Zellen geschädigt oder abgetötet. Da unser Gehirn für Bewegung, Gedanken, Persönlichkeit und biologische Schlüsselprozesse verantwortlich ist, kann dieser Zelltod verheerende Folgen haben.
Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, bemerken oft einseitige Lähmungen. Die Hälfte ihres Gesichts kann herabhängen, oder einer ihrer Arme lässt sich plötzlich nicht mehr bewegen. Andere Symptome sind die Unfähigkeit zu sprechen oder zu schlucken. Bei schweren Schlaganfällen kann der Tod schnell eintreten. Die durch Schlaganfälle verursachten Schäden können jedoch verhindert oder verringert werden, wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Es gibt zwei häufige Schlaganfallarten: ischämisch und hämorrhagisch. Ischämische Schlaganfälle treten auf, wenn ein Blutgefäß, das Hirngewebe versorgt, blockiert wird. Die Zellen, die von diesem Gefäß mit Blut und Sauerstoff versorgt werden, verhungern dann. Hämorrhagische Schlaganfälle werden dagegen durch Blutungen im Gehirn verursacht. Diese Blutungen lösen Gerinnsel aus, die verhindern, dass frisches Blut zu den Zellen gelangt. Die Blutung kann auch einen Mangel an Blutfluss stromabwärts von dem Blutgefäßbruch an verursachen. Ischämische Schlaganfälle sind häufiger und auch am leichtesten zu behandeln. Medikamente, die die Blockierung stoppen, sind äußerst effektiv, wenn sie verabreicht werden, kurz nachdem der Schlaganfall beginnt. Hämorrhagische Schlaganfälle, die nur 15 Prozent der Schlaganfälle ausmachen, sind tödlicher und schwieriger zu behandeln.
Die Rolle von Melatonin im Gehirn
Was hat Melatonin mit einem hämorrhagischen Schlaganfall zu tun? Während Melatonin am meisten für seine Auswirkungen auf den Schlaf-Wach-Zyklus bekannt ist, hat es auch neuroprotektive Effekte. Das heißt, dass es Gehirnzellen vor Verletzungen schützen kann. Ein Teil dieses Effekts ist auf die Wirkung von Melatonin als Antioxidans zurückzuführen. Wenn unsere Körper normale Stoffwechselvorgänge durchlaufen, entstehen freie Sauerstoffradikale. Diese können Zellen und DNA stark schädigen. Antioxidantien wie Melatonin binden sich an diese freien Radikale, sodass diese entfernt werden können, ohne Schäden zu verursachen.
Wenn Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden, wie zum Beispiel während eines Schlaganfalls, produzieren sie noch mehr freie Radikale, weil sie versuchen, mit dem Schaden fertig zu werden. Im Gegenzug verursachen diese freien Radikale weitere Schäden und können tatsächlich die Auswirkungen eines Schlaganfalls weiter verschlechtern. Es hat sich gezeigt, dass Melatonin die Schädigung von Hirngewebe, das unter mangelndem Blutfluss leidet, verringert. Das Hormon wirkt auch entzündungshemmend, und schützt die Gehirnzellen davor, durch Gehirnentzündungen in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Diese kombinierten Effekte können einen äußerst positiven Einfluss auf die Prognose eines Menschen oder die Heilungschancen nach einer Verletzung haben.
Melatonin und hämorrhagischer Schlaganfall
Hämorrhagische Schlaganfälle können verheerend sein, da es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die einzige Möglichkeit, den Schaden zu stoppen, besteht darin, in das Gehirn einzugreifen und das Blutgefäß zu reparieren, was bei einer Person, die bereits geschädigtes Hirngewebe aufweist, oft nicht möglich ist. Der Körper hat auch Mechanismen, um Blutungen durch Gerinnung zu stoppen. In den meisten Fällen ist die Pflege nach dieser Art von Schlaganfall nur unterstützend. Menschen werden intubiert, wenn sie nicht atmen können, und andere Symptome werden behandelt. Nachdem die Blutung aufgehört hat, kann der Patient möglicherweise langsam wieder selbst atmen, sich bewegen und selbst versorgen.
Laut aktuellen Forschungen können Melatonin-Präparate eine wichtige Behandlungfunktion nach einem hämorrhagischen Schlaganfall erfüllen. Studien zeigen, dass das Hormon Gehirnzell- und neuronalen Tod nach hämorrhagischen Schlaganfällen reduzieren kann. Auch wenn dies den Schlaganfall selbst nicht verhindert, haben Menschen bessere Chancen, diesen zu überleben und danach die meisten oder alle Fähigkeiten wieder zu erlangen. Patienten mit hämorrhagischem Schlaganfall, die mit Melatonin behandelt wurden, mussten nicht so lange intubiert werden wie jene, bei denen das Hormon nicht eingesetzt wurde, und hatten auch kürzere Aufenthalte auf der Intensivstation.
Einen Schlaganfall erkennen und behandeln: Es geht um Zeit
Es scheint, als ob Melatonin äußerst wichtig für den Schutz des Gehirns vor einer Vielzahl von Schädigungen sein kann. Es muss jedoch noch viel mehr geforscht werden, bevor dies eine Standardbehandlung für Patienten mit hämorrhagischem Schlaganfall wird. Es bleibt entscheidend, dass Schlaganfälle so schnell wie möglich erkannt und behandelt werden. Ärzte, die sich auf die Schlaganfallbehandlung spezialisiert haben, empfehlen, dass jeder den FAST-Test im Umgang mit einem vermuteten Schlaganfall kennen sollte.
- Face (Gesicht): Betrachten Sie das Gesicht der Person und bitten Sie sie, einen Gesichtsausdruck zu machen. Wenn die Hälfte ihres Gesichts herabhängt oder sich nicht bewegen lässt, deutet dies auf einen möglichen Schlaganfall hin.
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme zu heben. Schlaganfallpatienten sind möglicherweise nicht in der Lage, einen Arm anzuheben oder ihn angehoben zu halten.
- Speech (Sprache): Kann die Person einen Satz wiederholen? Spricht sie undeutlich?
- Treatment (Behandlung): Wenn eines dieser Anzeichen positiv ist, rufen Sie sofort den Notruf. Viele Schlaganfälle können behandelt werden, wenn sie schnell erkannt werden.
Melatonin scheint viel mehr Einsatzgebiete zu haben, als bislang angenommen. Das Hormon könnte bald ein wichtiger Teil bei der Behandlung einer Vielzahl von Gehirnverletzungen sein. Bis dahin bleibt die sofortige medizinische Versorgung von Schlaganfällen der beste Weg, um Todesfälle und Behinderungen nach diesem verheerenden Ereignis zu verhindern.