Sowohl Cluster-Kopfschmerz als auch Migräne haben laut einer am 29. März 2023 in der Online-Ausgabe von Neurology®, der medizinischen Fachzeitschrift der American Academy of Neurology veröffentlichten Metaanalyse, starke Verbindungen zum circadianen System, der inneren Uhr, die Körperprozesse reguliert.
Cluster-Kopfschmerz bei Frauen schwerwiegender
Cluster-Kopfschmerz ist eine seltene Kopfschmerzerkrankung, die bei etwa einer von 1.000 Personen auftritt. Chronischer Cluster-Kopfschmerz ist definiert als wiederkehrende Cluster-Kopfschmerz-Attacken über ein Jahr oder länger ohne Unterbrechung oder mit kurzen Unterbrechungen ohne Symptome, die weniger als drei Monate andauern. Dabei handelt es sich um kurze, aber äußerst schmerzhafte Kopfschmerzen, die viele Tage oder sogar Wochen hintereinander auftreten können. Diese Kopfschmerzen können zwischen 15 Minuten und drei Stunden anhalten. Die Kopfschmerzen ähneln Migräne, aber es gibt einige wesentliche Unterschiede. Im Gegensatz zu Migräne, die einen ganzen Tag oder möglicherweise mehrere Tage andauern kann, wenn sie unbehandelt bleibt, dauern Cluster-Kopfschmerzen typischerweise zwischen 15 und 180 Minuten. Während es ungewöhnlich ist, mehr als eine Migräne pro Tag zu haben, ist es möglich, dass jemand über einen Zeitraum von 24 Stunden bis zu acht Cluster-Kopfschmerzen hat. Darüber hinaus können Migräneschmerzen örtlich variieren; im Gegensatz dazu betreffen Cluster-Kopfschmerzen nur eine Seite des Kopfes, typischerweise an der Schläfe oder um das Auge herum. Schließlich neigen Menschen mit Migräne dazu, sich in einem ruhigen, dunklen Raum auszuruhen, während Menschen mit Cluster-Kopfschmerzen eher unruhig werden und oft im Raum auf und ab gehen.
Während Cluster-Kopfschmerz häufiger bei Männern als bei Frauen auftritt, deuten Forschungen darauf hin, dass die Störung bei Frauen schwerwiegender verläuft. In einer Studie, an der 874 Personen teilnahmen, und die in der Online-Ausgabe von Neurology® veröffentlicht wurde, stellte sich heraus, dass bei Frauen häufiger chronischer Clusterkopfschmerz diagnostiziert wurde als bei Männern. Auch dauerten die Attacken bei Frauen länger als bei Männern. Frauen gaben auch häufiger an, dass ihre Attacken zu verschiedenen Tageszeiten auftraten, im Vergleich zum starken Geschlecht.
Wie Kopfschmerzen und circadianer Rhythmus zusammenhängen
Während frühere Forschungen den Geschlechterunterschied unterstreichen, hat die aktuelle Studie einen Zusammenhang mit dem circadianen Rhythmus hergestellt. Die Meta-Analyse umfasste alle verfügbaren Studien zu Cluster-Kopfschmerz und Migräne, die circadiane Merkmale beinhalteten. Dazu gehörten Informationen zum Zeitpunkt von Kopfschmerzen im Tages- und Jahresverlauf sowie Studien darüber, ob Gene, die mit der circadianen Uhr assoziiert sind, bei Menschen mit dieser Art von Kopfschmerzen häufiger vorkommen.
Die Forscher untersuchten auch Studien zu Cluster-Kopfschmerz und Migräne und Hormonen, die mit dem circadianen System zusammenhängen, einschließlich Cortisol und Melatonin. Die Daten legen laut den Forschern nahe, dass diese beiden Kopfschmerzerkrankungen auf mehreren Ebenen stark circadian sind, insbesondere Cluster-Kopfschmerz. Dies unterstreicht die Bedeutung des Hypothalamus – des Bereichs des Gehirns, der die primäre biologische Uhr beherbergt – und seine Rolle bei Cluster-Kopfschmerz und Migräne. Es wirft auch die Frage nach der Genetik von Auslösern wie Schlafveränderungen auf, die als Migräneauslöser bekannt sind und Hinweise auf den zirkadianen Rhythmus des Körpers geben.
Höhere Cortisol- und niedrigere Melatoninspiegel
Für Cluster-Kopfschmerz fand die Meta-Analyse bei 71 Prozent aller Menschen ein circadianes Muster von Kopfschmerzattacken. Die Angriffe erreichten ihren Höhepunkt in den späten Nachtstunden bis in die frühen Morgenstunden. Im Laufe des Jahres hatten die Menschen im Frühjahr und Herbst mehr Anfälle. Auf genetischer Ebene war Cluster-Kopfschmerz mit zwei circadianen Hauptgenen assoziiert, und fünf der neun Gene, die die Wahrscheinlichkeit von Cluster-Kopfschmerz erhöhen, sind Gene mit einem circadianen Expressionsmuster. Menschen mit Clusterkopfschmerz hatten auch höhere Cortisolspiegel und niedrigere Melatoninspiegel als Menschen ohne Clusterkopfschmerz.
Bei Migräne zeigte die Metaanalyse bei 50 Prozent aller Menschen ein circadianes Attackenmuster. Während der Höhepunkt der Attacken tagsüber breit gefächert war, und vom späten Morgen bis zum frühen Abend reichte, gab es während der Nacht einen circadianen Tiefpunkt, an dem nur wenige Anfälle auftraten. Migräne war auch mit zwei circadianen Kerngenen assoziiert, und 110 der 168 mit Migräne assoziierten Gene waren Gene mit einem circadianen Expressionsmuster. Menschen mit Migräne hatten einen geringeren Melatoninspiegel im Urin als Menschen ohne. Außerdem war der Melatoninspiegel während einer Migräneattacke niedriger.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Diese Ergebnisse erhöhen laut den Forschern das Potenzial für den Einsatz circadianer Behandlungen bei Kopfschmerzerkrankungen. Dies könnte sowohl Behandlungen umfassen, die auf dem circadianen Rhythmus basieren – wie die Einnahme von Medikamenten zu bestimmten Tageszeiten – als auch Behandlungen, die circadiane Veränderungen verursachen, was bestimmte Medikamente bewirken können.
Eine Einschränkung der Studie bestand darin, dass die Forscher keine Informationen über Faktoren hatten, die den zirkadianen Zyklus beeinflussen könnten, wie Medikamente, andere Störungen wie bipolare Störungen oder Probleme mit dem circadianen Rhythmus wie Nachtschichtarbeit.