Millionen moderner Menschen haben jede Nacht damit zu kämpfen, ausreichend Schlaf zu bekommen. Obwohl wir häufig daran erinnert werden, wie wichtig acht Stunden Schlaf sind, stellt dies für viele von uns eine immense Herausforderung dar. Das liegt zum Teil am Stress des modernen Lebens, aber auch die Biologie kann eine Rolle spielen. Forschungen zum Thema alternative Schlafrhythmen zeigen, dass acht Stunden Schlaf am Stück nicht die einzige Antwort sind; es gibt tatsächlich viele verschiedene Maßnahmen, um ausreichend Schlaf zu bekommen, und sie alle sind gesund und natürlich.
Schlaf-Wach-Rhythmen
Die meisten Menschen haben keine Erinnerung an die meiste Zeit, in der sie schlafen – höchstens an ein paar Ausschnitte aus Träumen. Auch wenn wir „abschalten“, wenn wir einschlafen, ist unser Gehirn und Körper sehr aktiv. Es gibt mehrere verschiedene Schlafphasen, die alle eine wichtige Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden spielen.
Wenn wir erstmals einschlafen, treten wir in die Phase des leichten Schlafs ein. Dabei bereitet sich unser Gehirn darauf vor, zwischen verschiedenen Bewusstseinszuständen zu wechseln. In dieser Phase wacht man leicht auf. Nach dem leichten Schlaf treten wir recht schnell in die Tiefschlafphase ein. Im Tiefschlaf wird die meiste „Arbeit“ erledigt.
Der Tiefschlaf kann in zwei Phasen aufgeteilt werden: REM- und Non-REM-Schlaf. REM steht für „rapid eye movement“ (schnelle Augenbewegungen) und ist jene Phase, in der wir träumen. Non-REM-Schlaf, auch NREM-Schlaf genannt, ist jene Phase, in der die meisten „Restaurationsarbeiten“ durchgeführt werden. Während dieser Phase schläft man immer tiefer und tiefer, und verliert dabei das Bewusstsein, sodass das Gehirn Stoffwechselabfälle abbauen, und sich auf die Herausforderungen eines neuen Tages vorbereiten kann.
Ein kompletter Schlafzyklus besteht aus dem leichten, dem NREM- und letztendlich dem REM-Schlaf, bevor man wieder in den leichten Schlaf eintritt. Unser erster Schlafzyklus der Nacht ist kurz, rund 70 bis 100 Minuten lang. Die darauffolgenden Phasen dauern 90 bis 120 Minuten. Die meisten Menschen schlafen ein, und durchlaufen mehrere dieser Phasen in einem Zeitraum von 8 Stunden Schlaf, bevor sie wieder aufwachen, und in den Tag starten. Es gibt jedoch auch andere natürliche Schlafrhythmen.
Variationen eines Themas: Häufige alternative Schlafrhythmen
Die meisten Menschen haben einen monophasischen Schlafrhythmus, das heißt, sie schlafen lange am Stück, (idealerweise) sieben bis neun Stunden. Es gibt jedoch auch andere verbreitete Schlafrhythmen. Manche Menschen funktionieren am besten mit biphasischem Schlaf, also einige Stunden Schlaf in der Nacht, und dann nochmal tagsüber. Manche Kulturen bevorzugen diesen Rhythmus, und haben einige Stunden des Tages für die in der Gesellschaft verbreitete „Siesta“ eingeplant.
Andere folgen einem polyphasischen Schlafrhythmus, und schlafen in einigen kürzeren Blöcken auf die gesamten 24 Stunden verteilt. Da unser erster Schlafzyklus kürzer ist als die darauffolgenden, kann man die gleiche Menge an Schlafzyklen in einer kürzeren Zeit durchlaufen, wodurch mehr Zeit bleibt, um anderen Beschäftigungen nachzugehen. Ein polyphasischer Schlafrhythmus ist schwierig einzuhalten, kann aber auch Vorteile haben – man hat nämlich weniger Schlaf nötig, um zu überleben.
Welcher Rhythmus ist für Sie der beste?
Die meisten Menschen haben von Natur aus einen monophasischen oder biphasischen Rhythmus. Seit der industriellen Revolution haben wir uns gesellschaftlich eher in Richtung monophasischen Schlafrhythmus bewegt. Das ist schade, da manche Menschen mit einem biphasischen Schlafrhythmus besser klarkommen, obwohl immer weniger Kulturen in der modernen Welt die Freiheit für diesen Schlafrhythmus bieten. Menschen, die von Natur aus biphasisch eingestellt sind, sind oft am frühen Nachmittag unglaublich müde, und ihr Körper schreit nach einem Nickerchen.
Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass viele Kulturen, unter anderem ein Großteil Europas und Nordamerikas, bis zum 19. Jahrhundert einen biphasischen Schlafrhythmus hatten. Man ging, als es dunkel wurde, rund vier Stunden lang schlafen, war dann wieder einige Stunden wach, und schlief dann wieder vier Stunden lang. In älteren Schriften wird sich auf den „ersten Schlaf“ und den „zweiten Schlaf“ als normales Phänomen bezogen. In unserem modernen Leben können wir im Normalfall nicht so lange vom Arbeitsplatz wegbleiben.
Nach unserer Geburt schlafen wir von Natur aus den ganzen Tag immer wieder. Polyphasische Schlafrhythmen sind jedoch keine verbreiteten natürlichen circadianen Rhythmen unter älteren Kindern und Erwachsenen. Trotzdem schaffen es manche Menschen, diesem Schlafrhythmus nachzukommen, wodurch sie mehr Zeit haben, zu lernen, oder um anderen Verpflichtungen nachzukommen. Auch wenn einige Menschen finden, dass ein polyphasischer Rhythmus für sie sehr gut funktioniert, bedarf es doch einer guten Planung und viel Aufwand, um diesen Rhythmus einzuhalten. Außerdem wissen wir noch nicht über die langfristigen Auswirkungen dieses Schlafrhythmus Bescheid.
Schlafen Sie „richtig“?
Wenn Sie keine Probleme haben, ein-, und acht Stunden durchzuschlafen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie einen monophasischen Schlafrhythmus haben. Viele Menschen haben jedoch das Problem, dass sie nachts aufwachen. Wenn das bei Ihnen der Fall ist, ist es vielleicht keine schlechte Idee, zwei vier-Stunden-Blöcke zu schlafen. Wenn es Ihr Tagesplan erlaubt, könnte es Ihnen helfen, mit dem Schlafrhythmus zu experimentieren, und alternative Schlafrhythmen auszuprobieren, um jenen Rhythmus zu finden, der am besten für Ihren Körper und Ihre Gesundheit ist. Es gibt keine richtige Art und Weise zu schlafen, so lange Sie jene Erholung bekommen, die Sie brauchen.