Bei der schlafbedingten Essstörung, bzw. SRED (Sleep-Related Eating Disorder), handelt es sich um eine Parasomnie, die dazu führt, dass sich Betroffene während des Schlafens Mahlzeiten zubereiten und diese verzehren.
Manchen scheint es einfach nicht zu gelingen, abzunehmen, egal wie sehr sie sich auch bemühen. Bei ein paar einzigartigen Fällen war der Grund dafür schwer zu verstehen, bis festgestellt wurde, dass diese Menschen nachts häufig den Kühlschrank überfielen. Es war sogar noch komplizierter die Ursache zu finden, wenn sie sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern konnten. Diese recht neue Essstörung nennt sich schlafbedingte Essstörung.
Bis zu 50 Prozent der Kalorien werden während des Schlafens zugeführt
Menschen, die während des Schlafs essen, tun dies auf unterschiedliche Weise. Es ist ähnlich wie beim Schlafwandeln, mit der Ausnahme, dass Betroffene nichts weiter machen als zu essen und anschließend wieder ins Bett zu gehen. Die Menge, die verzehrt wird, kann immens sein und manchmal sogar 50 Prozent oder mehr ihrer Kalorienzufuhr des gesamten Tages ausmachen. Generell neigen Menschen mit SRED dazu, mindestens einmal pro Nacht aufzustehen, manche tun dies jedoch häufiger.
Charakteristisch für jene Lebensmittel, die Betroffene zu sich nehmen, ist, dass sie kalorienreich sind. Es ist gut möglich, dass diese Menschen in der Öffentlichkeit nicht gerne dabei gesehen werden, wie sie ihre Nahrung verzehren. Außerdem essen sie häufig auch schneller als im Wachzustand.
Menschen, die ein Risiko für eine schlafbedingte Essstörung haben
Fälle von SRED zeigen sich häufig bei jenen, die Probleme mit anderen Essstörungen haben, wie zum Beispiel Magersucht oder Bulimie. Zudem scheint es eine genetische Ursache zu geben, die in Familien auftreten kann.
Sowohl Männer als auf Frauen können davon betroffen sein, jedoch ist die Störung bei Frauen häufiger; ungefähr 65 bis 80 Prozent aller Frauen weisen diese Erkrankung auf. Normalerweise tritt sie bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 22 und 29 auf. Andere Faktoren, die damit in Verbindung stehen können, sind Drogenmissbrauch oder Alkoholismus, zudem können weitere Schlafstörungen existieren. Rund 50 Prozent aller Personen, die SRED entwickelten, litten bereits zuvor an einer Art Parasomnie, wobei viele in jüngeren Jahren Schlafwandler waren. Wissenschaftler glauben, dass dies aufgrund eines Problems mit ihrem circadianen Rhythmus, bzw. der inneren 24-Stunden Uhr, bestehen könnte.
Menschen, die eine Diät machen, haben ebenfalls ein Risiko. Indem sie Essen, das sie mögen, während des Tages vermeiden, kann genug Stress aufgebaut werden, der in der Nacht womöglich zu SRED führt.
Welche Probleme sind mit einer schlafbedingten Essstörung verbunden?
Auch wenn SRED nicht immer besorgniserregend sein muss, essen manche Menschen mit dieser Störung Dinge, die ungesund und vielleicht sogar giftig sind. Einige wurden dabei beobachtet, wie sie Hundefutter, gemahlenen Kaffee und sogar Putzmittel zu sich genommen hatten. Da sich die Betroffenen meistens nur zur Hälfte bewusst sind, was sie gerade tun, können sie sich verletzen. Das schließt auch Schnittwunden oder Verbrennungen mit ein oder die Gefahr, ein Feuer zu legen. Abgesehen von diesen Problemen, könnten Diabetiker Nahrungsmittel verzehren, die viel Zucker enthalten, was zu einem Anstieg ihres Blutzuckerspiegels führt.
Hinweise auf diese Störung
Menschen, die an SRED leiden, sind sich darüber häufig nicht bewusst. Möglicherweise bekommen Familienmitglieder etwas mit. Jemand, der alleine lebt, könnte feststellen, dass er diese Störung hat, wenn er seine unordentliche Küche am nächsten Morgen sieht. Manchmal kann dies die Geschehnisse der vorherigen Nacht wieder ins Gedächtnis rufen. Betroffene Personen können am Morgen auch mit folgenden Beschwerden aufwachen:
- Bauchschmerzen (ausgelöst durch den Verzehr oder das Trinken von giftigen Substanzen)
- Verletzungen
- Allergien (da etwas gegessen wurde, auf das derjenige allergisch reagiert)
- Müdigkeit aufgrund von Schlaflosigkeit
Zwei weitere Dinge, die auf diese Störung hinweisen könnten, sind der fehlende Appetit aufs Frühstück oder eine rasche Gewichtszunahme ohne jegliche Erklärung.
Wie wird SRED diagnostiziert?
Der Diagnoseprozess beginnt mit einer Befragung. Anschließend kann der Betroffene eine Nacht im Schlaflabor verbringen, um überwacht zu werden. Der Arzt wird die Verlaufsgeschichte der Essanfälle erkunden und nach einem Schlaftagebuch fragen. Zudem kann er folgende Faktoren untersuchen:
- Krankheiten
- Drogenmissbrauch
- Medikamenteneinnahme
- Mehr als eine Schlafstörung
- Psychische Störungen
Behandlung von SRED
Nach der Diagnose beginnt die Behandlung. Manchmal können Medikamente verschrieben werden, dies führt aber häufig dazu, dass es für Patienten noch gefährlicher wird sich zu verletzten. Einige Methoden sind hilfreich, um Stress und Angst zu reduzieren. Diese umfassen unter anderem:
- Stressmanagementkurse
- Psychotherapie
- Selbstbehauptungstraining
- Reduzierung von Alkohol und Koffein
Die Behandlung sollte außerdem sicherstellen, dass Betroffene nachts ausreichend Schlaf bekommen. Zu kurze Nächte verstärken die nächtlichen Vorkommnisse. Medikamente, die bereits eingenommen werden, müssen oft geändert werden, um auszuschließen, dass diese nicht die Ursache für die Schlafstörung sind.
Sobald das Problem, das zu SRED geführt hat, erfolgreich behoben wurde, verschwindet die Störung in den meisten Fällen. Ärzte konzentrieren sich zudem auf eine Behandlung von circadianen Schlafstörungen. Eine aktuelle Untersuchung hat gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen den Schlafmustern und der Stoffwechselfehlregulation des Menschen gibt. Das bedeutet, dass die biologische Uhr einer Person aus dem Gleichgewicht geraten ist. Der Zusammenhang zwischen SRED und Chronobiologie wird heute von Laboren untersucht.
Vorkehrungen
Aufgrund des möglichen Schadens, der entsteht, wenn in einem halbbewussten Zustand umhergewandert wird, gibt es ein paar Vorkehrungen, die getroffen werden sollten, um die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung zu reduzieren. Sicherzustellen, dass der Weg zum Kühlschrank keine Hindernisse birgt, ist wichtig, um Hinfallen zu vermeiden. Gefährliche Substanzen wie Putzmittel sollten aus der Küche entfernt werden.
Eine schlafbedingte Essstörung kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Falls Sie oder jemand, den Sie kennen, Symptome von SRED aufweisen, besprechen Sie mit einem Arzt die weitere Vorgehensweise.