Wir gehen davon aus, dass Schlaf gut für die Stimmung ist. Die meisten von uns sind emotional labiler und generell in einer schlechteren Verfassung, wenn wir nicht die richtige Menge an Schlaf bekommen. Dies gilt für viele Menschen, aber neue Forschungen deuten auf eine starke Ausnahme hin. Tatsächlich kann Schlafentzug eine zukünftige Behandlungsmethode für Menschen mit Depressionen darstellen.
Verbindungen zwischen Schlafentzug und Gemütsverfassung
Depression ist eine weltweite Pandemie, die mehr als 30 Prozent der Menschen in vielen Nationen betrifft. Weitreichender als bloße Traurigkeit oder schlechte Laune; kann sie eine Vielzahl von Auswirkungen wie kognitive Beeinträchtigungen, chronische Schmerzen, Müdigkeit und Appetitverlust verursachen. Viele Fälle von Depressionen können effizient mit Medikamenten, Psychotherapie oder einer Kombination aus beiden behandelt werden. Dennoch leiden immer noch Millionen von Menschen an dieser Krankheit.
Wissenschaftler haben verschiedene Veränderungen der Lebensweise erforscht, die Depressionen beeinträchtigen können, einschließlich des Zusammenhangs zwischen Schlaf und Stimmung, in einem Versuch, eine effektivere Prävention und Behandlung zu finden. Überraschenderweise scheint es eine umgekehrte Verknüpfung zwischen Schlafentzug und Depressionen zu geben. Mehrere Studien haben festgestellt, dass die Depression vorübergehend gelindert wird, wenn Menschen, die darunter leiden, sich Schlaf entziehen, insbesondere REM Schlaf. Adenosin, ein biochemischer Stoff, der sich in Zellen aufbaut, wenn wir Schlafentzug haben, scheint die Ursache dieser Verbindung zu sein. Adenosin hat auch antidepressive Effekte; wenn Mäuse mit diesem Nukleotid injiziert wurden, verbesserte sich ihre Stimmung deutlich. Zudem scheint es so, als ob REM-Schlafentzug Selbstmordgedanken und das Risiko für einen Suizidversuch reduziert.
Obwohl mehrere Studien zu dem gleichen überraschenden Schluss kamen, ist festzuhalten, dass diese klein waren und daher keinen Einfluss auf aktuelle Depressionsbehandlungen haben. Dennoch hat eine neue Meta-Analyse die Daten aus mehreren Forschungen zusammengestellt und kam zu dem Ergebnis, dass Schlafentzug eine zukünftige Therapieform bei Depression und anderen Stimmungsstörungen sein könnte.
Meta-Analyse wirft neue Fragen zum Thema Schlafentzug und Depression auf
Diese Meta-Analyse, veröffentlicht im Journal of Clinical Psychology, erstellte die Daten aus mehr als 200 Studien über die Beziehung zwischen Schlaf und Depression. Partieller Schlafentzug scheint für viele Menschen, die unter Depressionen leiden, ebenso wirksam zu sein wie Arzneimittel. Diese Tendenz war für eine Vielzahl verschiedener Subtypen zutreffend; 50 Prozent der Menschen mit unipolarer Depression sahen eine Verbesserung der Symptome, ebenso 38 Prozent der Menschen mit bipolarer Depression.
Es gibt einige Vorbehalte gegenüber der Wirksamkeit von Schlafentzug als Depressionsbehandlung. Erstens, sind die Auswirkungen vorübergehend. Das heißt, wenn sie Schlafentzug haben, erkennen Menschen eine Verbesserung, diese verschwindet jedoch, sobald die normalen Schlafgewohnheiten wieder aufgenommen werden. Zweitens, obwohl Adenosin vermutlich ein Teil des Puzzles ist, wissen die Forscher nicht genau, wie Schlafentzug diese Auswirkung haben kann. Nicht zuletzt können die Nebenwirkungen eines Schlafentzugs noch gefährlicher für die körperliche und geistige Gesundheit sein als die Depression selbst.
Könnte Schlafentzug irgendwann für die Behandlung einer Depression vorgeschrieben werden?
Auch, wenn eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen zur Verfügung steht, die meisten sind nicht vollkommen. Psychotherapie ist wirksam, aber zeitintensiv und teuer. Auch Antidepressiva helfen vielen Menschen, diese können jedoch äußerst schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Viele Menschen, die mit einer Depression kämpfen, müssen mehrere verschiedene Therapien oder Kombinationstherapien ausprobieren, bevor sie eine Methode finden, die ihre Symptome effizient behandelt.
Eines Tages könnte Schlafentzug eine Behandlungsmöglichkeit für die hartnäckigsten Fälle von Depressionen sein, zurzeit handelt es sich dabei aber um keine Lösung, die von den meisten modernen Ärzten und Wissenschaftlern unterstützt wird. Menschen mit Schlafmangel leiden unter kognitiven Veränderungen, metabolischen Abweichungen und sogar einem höheren Krebsrisiko. Die Weltgesundheitsorganisation hat sogar Schichtarbeit als Karzinogen bezeichnet aufgrund der Verbindung zwischen Schlafverlust und Krebs.
Wenngleich Menschen mit Depressionen nicht versuchen sollten, sich selbst ihres Schlafes zu berauben, bietet diese neue Metaanalyse Hoffnung für die zukünftige Behandlung. Sobald der Mechanismus hinter diesem Zusammenhang festgestellt wurde, könnten neue Medikamente und Therapierformen entwickelt werden, die die Belohnungen des Schlafentzugs ernten, ohne Patienten Gesundheitsrisiken zu unterwerfen.
Verbessern Sie Ihre Stimmung auf natürliche Weise
Es gibt mehrere natürliche Arten, mithilfe derer Menschen die Depressionsbehandlung erweitern oder schlichtweg ihre Stimmung verbessern können. Wie bei allen natürlichen Heilmitteln, ist es wichtig, zuerst mit einem Arzt zu sprechen. Diese umfassen:
- reichlich Sport
- die Haut täglich Sonnenlicht aussetzen
- sich Ziele stecken und jeden Tag einen kleinen Zeitraum damit verbringen, diese zu realisieren
- eine stabile tägliche Routine beibehalten, einschließlich einer festen Schlafens- und Aufwachzeit
- eine gesunde Ernährung verfolgen, die reich an Vitaminen und Mikronährstoffen ist
- sich selbst mit neuen intellektuellen und gesellschaftlichen Aufgaben herausfordern
- Ergänzungen wie Folsäure, Fischöl und ähnliches ausprobieren, von denen man festgestellt hat, dass sie die Stimmung verbessern
- sich Zeit nehmen für Dinge, die man genießt.
Obwohl diese natürlichen Maßnahmen oft nicht ausreichend sind, um eine klinische Depression zu behandeln, können sie die Reaktion auf andere Heilverfahren verbessern. Außerdem sind sie eine gute Richtlinien für ein ausgeglichenes und gesundes Leben.
Schlafentzug wird wahrscheinlich nicht als Behandlungsform bei Depressionen in naher Zukunft eingesetzt. Jedoch wirft diese Metaanalyse neue Fragen über die Beziehung zwischen Schlaf und der Gemütsverfassung auf. Auch, wenn die meisten Menschen glauben, dass mehr Schlaf generell besser ist, könnte dies falsch sein. Aufgrund dieser und anderer neuer Forschungen könnten wir schon bald in der Lage sein, Menschen, die unter Stimmungsstörungen leiden, wirkungsvoll zu helfen.