Schlaf ist für die Gesundheit und eine gute mentale Funktion unerlässlich, aber viele Menschen haben Probleme damit, jene Erholung zu bekommen, die sie benötigen. Ungefähr 45 Prozent, also beinahe die Hälfte der Weltbevölkerung, hat mit Schlafstörungen zu kämpfen, wobei beide Geschlechter gleichermaßen von diesem Phänomen betroffen sind. Trotzdem gibt es Unterschiede bezüglich der Arten von Schlafstörungen, unter denen Männer und Frauen leiden. Wissenschaftler im Bereich der Chronobiologie könnten die Ursache für diesen Unterschied entdeckt haben: Der Einfluss von Sexualhormonen auf den circadianen Rhythmus.
Wie Männer und Frauen schlafen
Wenn sie schlafen, folgen alle gesunden Menschen dem gleichen grundlegenden Zyklus, wobei sie mehrere Phasen durchlaufen, die immer wieder REM-Schlaf enthalten. Diese Zyklen werden vom Gehirn sorgfältig geplant, damit sich wichtige physiologische Prozesse, wie z.B. die Zellreparatur, vollziehen können. Das Fehlen eines ausgewogenen Schlafs wurde mit ernsthaften Gesundheitsproblemen wie Herzerkrankungen, Diabetes und sogar Krebs in Verbindung gebracht.
Für jene, die unter Schlafstörungen leiden, ist es eine Herausforderung, jenen Schlaf zu bekommen, der für das Aufrechterhalten einer guten Gesundheit und Funktion benötigt wird. Es gibt zwei Arten von Schlafstörungen: zentral und obstruktiv. Zentrale Schlafstörungen werden durch biochemische Probleme im Körper, wie z.B. niedrige Melatonin-Werte, verursacht. Obstruktive Schlafstörungen hingegen werden durch Blockierungen der Atemwege ausgelöst, die wiederum eine gute Erholung verhindern.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Schlafstörungen
Auch wenn Männer und Frauen ähnliche Schlafbedürfnisse und ein ähnliches Risiko haben, Schlafstörungen zu entwickeln, sind die Arten von Schlafstörungen, zu denen sie neigen, unterschiedlich. Männer tendieren eher zu obstruktiven Schlafstörungen, vor allem Schlafapnoe. Frauen hingegen neigen zu zentralen Schlafstörungen, die normalerweise die Fähigkeit in Mitleidenschaft ziehen, zu einer vernünftigen Zeit ein- und durchzuschlafen. Gängige Veränderungen des weiblichen Körpers wie Schwangerschaft und das polyzystische Ovarialsyndrom können Schlafstörungen verursachen.
Die aktuelle Forschung bietet einen Einblick in diese Geschlechterunterschiede. Zum einen legen Forscher nahe, dass Frauen andere Symptome einer Apnoe haben könnten, und somit weniger oft damit diagnostiziert werden. Zum anderen könnten Sexualhormone und natürliche Hormonzyklen für diese Unterschiede verantwortlich sein.
Die Prinzessin auf der Erbse?
Aktuelle Studien zeigen, dass Frauen während einer Schwangerschaft, den Wechseljahren und der späten Lutealphase des Menstruationszyklus eher unter Schlaflosigkeit leiden. Dies weist darauf hin, dass bestimmte weibliche Hormone für Frauen wichtig sind, um gut zu schlafen. Zudem haben Frauen mit starkem PMS oder PMDD (prämenstruelle Dysphorie) eher Probleme damit durchzuschlafen und sie weisen während der späten Lutealphase weniger REM-Schlaf auf. Während des letzten Schwangerschaftsdrittels schlafen Frauen zwar mehr, die Qualität ist jedoch viel geringer, vor allem die des REM-Schlafs.
Während der Wechseljahre werden die natürlichen Hormonzyklen einer Frau zunächst unregelmäßig und schließlich hört die Menstruation ganz auf. Wenig überraschend handelt es sich hierbei um eine Zeit, in der Schlaf störanfälliger ist. Ungefähr die Hälfte aller Frauen, die in den Wechseljahren ist, berichtet von Schlafproblemen, vor allem aber von Schlaflosigkeit. Schlafstudien fanden heraus, dass diese Frauen auch weniger REM-Schlaf aufweisen, als es idealerweise der Fall sein sollte. Forscher der circadianen Biologie vermuten, dass Östrogen und Progesteron in mäßigen Mengen gesunde Schlafzyklen unterstützen und die Fluktuation dieser weiblichen Hormone es schwer machen könnten, ein- und durchzuschlafen.
Männliche Sexualhormone und Schlaf
Männer verfügen über nicht so viel Östrogen und Progesteron und haben dementsprechend weniger häufig Schlafstörungen, die auf diese Hormone zurückzuführen sind. Jedoch weist das männliche Geschlecht eine viel höhere Quote an obstruktiver Schlafapnoe auf, eine Erkrankung, bei der die Atemwege während des Schlafens zum Teil blockiert sind. Das meist verbreitete und offensichtlichste Symptom dieser Erkrankung ist das Schnarchen, wobei es sich hier um ein häufig vorkommendes Problem bei Männern handelt. Tatsächlich leiden zwischen 15 und 19 Prozent der Männer im mittleren bis höheren Lebensalter unter dieser Störung. Wissenschaftler glauben, dass die männlichen Hormone auch eine Wirkung auf die circadianen Rhythmen und die Schlafmuster haben könnten, obwohl der genaue Zusammenhang noch untersucht wird.
Insbesondere scheint Testosteron mit Schlaf in Verbindung zu stehen. Testosteronwerte steigen während des REM-Schlafes an und fallen während des Tages ab. Personen, die z.B. aufgrund einer obstruktiven Schlafapnoe nicht genug REM-Schlaf bekommen, könnten einen geringen Testosteronwert aufweisen und unter den vielen Symptomen leiden, die damit assoziiert werden. Männer mit obstruktiver Schlafapnoe haben auch eher geringe Testosteronwerte, wodurch diese Hypothese unterstützt wird.
Der Einfluss von Keimdrüsen- (bzw. Sexual-) Hormonen auf den Schlaf bleibt auch weiterhin ein interessantes Forschungsgebiet der Chronobiologie. Hormonelle Veränderungen haben offensichtlich eine Auswirkung auf den Schlaf und die Schlafqualität beeinflusst wiederum die Hormonwerte. Wenn der exakte Zusammenhang zwischen Sexualhormonen und Schlaf identifiziert werden kann, haben viele Menschen die Möglichkeit, ihre Schlafstörungen behandeln zu lassen, damit sie endlich die erholsame Nachtruhe bekommen, die sie benötigen.