Das Immunsystem ist für die Gesundheit eines jeden Menschen unverzichtbar, aber besonders bei Typ-2-Diabetikern. Und zwar, weil eine einfache Verletzung zu einer lebensbedrohlichen Komplikation werden kann, außer der Körper heilt die Wunde ausreichend. Wenn eine Person Typ-2-Diabetes entwickelt, kann der Körper nicht mehr genug Insulin produzieren. Eine niedrigere Insulinkonzentration im Blut bedeutet, dass die Glucose nicht richtig reguliert wird, wodurch der Blutzuckerspiegel steigt. Ein hoher Blutzuckerspiegel wiederum hindert das Immunsystem daran, Wunden zu heilen.
Wunden, die lange benötigen, um zu heilen, können Geschwüre bilden, also offene Stellen, die nicht ausreichend durchblutet werden. Diese Art von Geschwür tritt am häufigsten an den Füßen von Diabetikern auf, kann jedoch schon von kleinen Wunden an den Füßen herrühren. Die American Podiatric Medical Association berichtet, dass bei bis zu 24 Prozent aller Menschen mit Geschwüren an den Füßen letztendlich der Fuß amputiert werden muss. Da eine Wunde am Fuß für Diabetiker eine ernste Angelegenheit darstellt, sind sie gezwungen, bereits bei kleineren Verletzungen ärztliche Hilfe anzunehmen, um das Risiko für eine Amputation zu senken.
Wie häufig sind diabetische Geschwüre?
Diabetische Geschwüre sind häufiger als man denkt, denn 15 Prozent aller Diabetiker entwickeln chronische Wunden, und letztendlich Geschwüre. Von allen Menschen mit chronischen Wunden bilden sich in rund 1,5 Millionen Fällen Geschwüre. Dies trägt bei Diabetikern zu einem 15-mal höheren Risiko bei, dass ein Körperteil entfernt werden muss.
Die Folge einer langsameren Wundheilung und der Bildung von Geschwüren ist, dass jährlich 60.000 Diabetikern ein Körperteil amputiert werden muss. Selbst ohne Verletzung, kann Neuropathie oder die Tatsache, dass man nichts mehr spürt, zum selben Ergebnis führen. Sobald eine Neuropathie entsteht, ist der Betroffene anfälliger für Verletzungen und Wunden, chronische Infektionen und Wundbrände. All diese Leiden erhöhen das Risiko für die Entfernung von Gliedmaßen erheblich. Die American Diabetes Association glaubt, dass dies nur in der Hälfte aller Fälle notwendig wäre, wenn die Diabetespatienten aufgeklärt und regelmäßig auf Neuropathie getestet werden würden.
Die Sorge über die hohe Zahl an Amputationen brachte Forscher dazu, zu untersuchen, wie Diabetes das Immunsystem beeinflusst. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass schlechter Schlaf die Wundheilung verlangsamt, was bedeutet, dass zu wenig erholsamer Schlaf das Immunsystem schwächt.
Studie bestätigt, dass schlechter Schlaf die Wundheilung verlangsamt
Es ist nichts Neues, dass das Immunsystem durch unsere Schlafqualität beeinflusst wird. Frühere Forschungen ergaben, dass eine schlechte Schlafqualität, was sowohl zu wenig als auch unterbrochene Schlafzyklen beinhaltet, das Krankheits- und Infektionsrisiko erhöht. Es ist bekannt, dass Menschen, die nicht ausreichend schlafen, sich häufiger erkälten und andere Krankheiten entwickeln.
Im Rahmen einer Studie der Universität Tennessee at Knoxville, die von den Professoren Mark McLain und Ralph Lydic geleitet und in der Zeitschrift SLEEP veröffentlicht wurde, wurde schlechter Schlaf und eine gehemmte Wundheilung in Verbindung gebracht. Um die Auswirkungen des Schlafs auf die Wundheilung zu untersuchen, nahmen die Forscher 34 Mäuse und teilten die Nager in zwei Gruppen auf. Die eine Testgruppe bestand aus übergewichtigen Mäusen mit Typ-2-Diabetes, die andere aus Mäusen mit gesundem Gewicht, die kein Diabetes hatten. Nachdem die Mäuse betäubt wurden, wurde jeder Maus eine kleine Schnittwunde auf dem Rücken zugefügt. Manche der Tierchen durften dann nach ihrem normalen Schlafrhythmus schlafen, bei den anderen wurde der Schlaf in regelmäßigen Intervallen unterbrochen.
Die Forscher fanden heraus, dass die Wundheilung bei jenen Mäusen mit Diabetes, deren Schlafmuster unterbrochen worden war, langsamer verlierf als bei den anderen. Die Mäuse mit dem schlechten Schlafrhythmus benötigten 13 Tage, bis die Wunde zu 50 Prozent geheilt war. Bei den anderen Mäusen schritt die Heilung schneller voran; sie erreichten die 50 Prozent am zehnten Tag.
Bei den Mäusen der zweiten Gruppe, die aus den gesunden Tieren ohne Typ-2-Diabetes bestand, heilte die Wunde am schnellsten. Die 50 Prozent waren nach nur einer Woche erreicht, die komplette Heilung am Ende der zweiten Woche.
Kann guter Schlaf das Immunsystem stärken?
Diese Forschungen deuten darauf hin, dass eine schlechte Schlafqualität das Infektionsrisiko steigern kann. Durch die Schwächung des Immunsystem und die Verlangsamung des Heilungsprozesses kommt es leichter zu einer Infektion. Bei Diabetikern kann jede Infektion zu einem Geschwür führen, was eine Amputation erforderlich macht.
Genau wie schlechter Schlaf die Wundheilung verlangsamt, hofft Professor Lydic, dass auch das Gegenteil zutrifft, und guter Schlaf das Immunsystem stärkt. Er plant, mehr Forschungen in diesem Bereich durchzuführen, was letztendlich neue Behandlungsmöglichkeiten für Diabetes eröffnen könnte. Als Nächstes interessiert es die Wissenschaftler, wie bestimmte Medikamente die Wundheilung beeinflussen, wenn der Schlafrhythmus unterbrochen wird. Im Rahmen dieser Forschungen könnte man möglicherweise einen Weg finden, um die Funktion des Immunsystems bei Typ-2-Diabetikern zu verbessern.
Diabetes wird weltweit zunehmend zu einem Problem. Bereits Prädiabetes, ein Zustand, bei dem der Blutzuckerspiegel knapp unter der Schwelle für eine Diabetesdiagnose liegt, wird immer häufiger. Abgesehen von dem erhöhten Risiko, an Diabetes zu erkranken, ist auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko bei Menschen mit Prädiabetes erhöht. Die steigende Anzahl von Prädiabetikern und Diabetikern bedeutet enorme Kosten für das Gesundheitswesen, was die Forscher dazu antreibt, mehr über diese verheerende und kostspielige Krankheit herauszufinden.