Schlafstörungen kommen überraschenderweise häufig vor in der westlichen Welt. Vielen Menschen fällt es schwer, zu einer angemessenen Zeit schlafen zu gehen und sind dann am Tag ziemlich erschöpft. Die moderne Forschung auf dem Gebiet der Chronobiologie (bzw. die Lehre über unsere inneren Uhren) legt nahe, dass Schlafmangel sogar zu Erkrankungen führen kann. Zu Ehren der alljährlichen Sleep Awareness Week (Schlaf-Bewusstseinswoche), lassen Sie uns eine fast universelle Ursache für die Störung des Schlafrhythmus betrachten: Der „Vorwärtssprung“ beim Uhrzeitwechsel, bekannt als Sommerzeit, die in vielen Ländern jeden März erfolgt.
Wieso „springen wir vorwärts“?
Die Sommerzeit wurde erfunden, um den Menschen mehr Stunden Tageslicht zu verschaffen, damit die Tage länger erscheinen. Mit dem Vorstellen der Uhren um eine Stunde im Frühjahr erhält die Bevölkerung mehr Tageslicht für Aktivitäten, nachdem sie einen gewöhnlichen Arbeits- oder Schultag hinter sich gebracht hat. Es wurde festgestellt, dass die Sommerzeit vorteilhaft für körperliche Aktivitäten und die Wirtschaft ist. Dies war besonders wichtig im 20. Jahrhundert, als mehrere große Kriege und die Energiekrise eine maximale Effizienz und Produktivität erforderten.
Die zusätzliche Sonnenlicht-Stunde hat jedoch ihre Kosten. Die Menschen müssen eine Stunde früher aufstehen, während sie oft nicht in der Lage sind, zur gleichen Zeit zu schlafen. Das menschliche Gehirn beginnt nicht vor Dunkelheit mit der Produktion von Melatonin und anderen Hormonen, die für einen guten Schlaft notwendig sind. Dies bedeutet für viele Menschen weniger Schlaf. Gemäß der Forschung auf dem Gebiet der Chronobiologie ist die Störung des circadianen Rhythmus (Biorhytmus) einer Person für nur eine Stunde ein einschneidendes Ereignis mit potenziellen gesundheitlichen Folgen.
Auswirkungen der Sommerzeit auf den Biorhythmus
Der Biorhythmus is eine 24-Stunden Uhr im menschlichen Körper. Verschiedene Hormone werden freigesetzt und unterschiedliche Zellprozesse laufen zu verschiedenen Tageszeiten ab. Dauerhafte Störungen des Biorhythmus wurden mit vermehrten Krebsfällen und anderen Krankheiten in Verbindung gebracht sowie mit Depression, Angstgefühl und Arbeitsunfällen. Die Forschung auf diesem Gebiet hat zu einem neuen wisschenschaftlichen Forschungsfeld, genannt Chronobiologie, geführt, das sich mit dem biologischen Timing und dessen Auswirkungen auf Gesundheit und Erkrankungen befasst.
Obwohl viele Menschen glauben, dass sie sich schnell an den „Vorwärtssprung“ in der Sommerzeit gewöhnen, ist dies ein Trugschluß. Eine Studie aus 2007 hat herausgefunden, dass die Schlaf- und Wachseinmuster auch noch nach 8 Wochen beeinträchtigt waren. Für Nachtmenschen war es besonders schwer, sich anzupassen, da sie nicht früh genug einschlafen konnten, um ausreichend Schlaf zu bekommen.
Sind Schlafstörungen gefährlich?
Viele Leute sind erschöpft und unausgeschlafen aufgrund der Uhrzeitumstellung. Dies kann massive Folgen für die Gesundheit und Sicherheit haben. So wurde Schlafmangel mit Arbeits- und Verkehrsunfällen in Verbindung gebracht. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl z.B. wurde teilweise auf den Schlafmangel der dort arbeitenden Angestellten zurückgeführt. Eine Studie des U.S. Nationalen Institutes für Arbeitssicherheit und Gesundheit hat herausgefunden, dass Arbeitsunfälle gleich nach dem Beginn der Sommerzeit häufiger vorkommen, während Verkehrsunfälle um 8% ansteigen. Eine Nation von unausgeschlafenen Erwachsenen ist für niemanden sicher.
Neben dem negativen Effekt auf die Sicherheit, kann der Wechsel des Biorhythmus auch die persöhnliche Gesundheit beeinflussen. Herzanfälle steigen deutlich an in den Wochen nach dem Vorwärtssprung der Uhren. Langanhaltende Schlafstörungen können sogar zu Krebs und Herzkrankheiten führen. Zwar kommt es zu einigen Energieeinsparungen aufgrund des Uhrzeitwechsels, diese sind jedoch nicht von großer Bedeutung im Vergleich zu den möglichen Gefahren, die ein gestörter Biorhythmus einer gesamten Nation mit sich bringt.
Sleep Awareness Week
Nach Angaben der CDC (Centers for Disease Control and Prevention) leiden rund 70 Millionen Amerikaner an Schlafstörungen. Schlafprobleme treten derart häufig auf, dass viele Menschen diese als normal erachten. Um das Bewusstsein im Hinblick auf Schlafstörungen und mögliche Vorbeugungen zu steigern, hat die National Sleep Foundation den 2. bis 8. März 2015 zur „Sleep Awareness Week“ erklärt. Dies ist die beste Zeit, um jene Elemente unserer Gesellschaft, die uns daran hindern eine erholsame Nacht zu verbringen, in Frage zu stellen.
Sich an den Vorwärtssprung gewöhnen
Es gibt ein paar Möglichkeiten, um sich an die Sommerzeit zu gewöhnen:
- Nehmen Sie einige Tag vor und nach der Uhrzeitumstellung wenig oder gar kein Koffein zu sich.
- Beginnen Sie eine Woche vor dem Uhrzeitwechsel damit, 15-30 Minuten früher ins Bett zu gehen und aufzustehen.
- Versuchen Sie, sich eine Stunde vor dem Schlafengehen zu entspannen. Nehmen Sie eine Melatonin-Tablette, trinken Sie Kamilletee oder nehmen Sie ein heißes Bad.
- Begeben Sie sich gleich nach dem Aufstehen in helles Licht und dämpfen Sie Licht oder Dunkelheit ungefähr eine Stunde vor dem Schlafengehen.
Die moderne Lebensweise ist generell nicht förderlich für den Schlaf, den wir benötigten. Die Sommerzeit stellt jedoch eine außerordentliche Herausforderung für den Biorhythmus von Millionen von Menschen dar. Sleep Awareness Week bietet den Menschen die Möglichkeit, sich selber zu fragen, ob eine Erhöhung von Tageslichtstunden eine potentielle Verringerung der Gesundheit und Sicherheit wirklich wert ist.