Zahlreiche Studien belegen Zusammenhänge von Schlafstörungen und größeren Risiken für Herzerkrankungen und Übergewicht. Die Auswirkungen können sogar die Lebenserwartung reduzieren. Entscheidend ist jedoch nicht nur, wie lange jemand schläft, sondern es kommt ganz besonders auf jede einzelne Minute der Schlaftiefe an. Während wir tief schlafen, werden Hormone freigesetzt, Zellen repariert und Heilungsprozesse gefördert.
Auch das Immunsystem profitiert. Zudem werden im Tiefschlaf Erinnerungen im Gehirn gespeichert und der Blutzuckerspiegel wird ins Gleichgewicht gebracht. Laut Forschungen ist erholsamer Schlaf jedoch auch wichtig für die Herzgesundheit, denn eine schlechte Schlafqualität kann zu gefährlichem Bluthochdruck führen.
Tiefschlaf und Blutdruck
Normalerweise macht Tiefschlaf etwa 25 Prozent einer Nacht aus. In dieser Phase werden die Gehirnströme abgeschwächt, ebenso der Herzschlag und die Ausschüttung von Stresshormonen. Wird dann der Blutdruck gemessen, liegen die Werte in der Regel um zehn Punkte niedriger. Der nächtliche Druckabfall wird sehr positiv bewertet. Eine Kondition, bei der er unterbleibt, gilt als Risikofaktor für Herzerkrankungen.
Forscher der Harvard Medical School konzentrierten sich auf die raren 90 bis 120 Minuten einer Nacht, in denen Gesunden wirklich tiefer Schlaf gegönnt ist. Sie rekrutierten 784 Männer mit normalem Blutdruck, und ließen jeden von ihnen zu Hause durch eine kleine Maschine zur Ermittlung der Schlafwellen überwachen. Das ging 42 Monate so.
Es zeigte sich: Jene Männer, bei denen diese wichtige Regenerationsphase auffallend verkürzt war, reagierten in der Regel nachts mit einer Erhöhung des Blutdrucks in gefährliche Dimensionen (einige der Untersuchten kamen nur auf vier Prozent Tiefschlaf pro Nacht, eine knappe Viertelstunde). Die meisten von ihnen hatten generell gestörten und verkürzten Schlaf.
Niedriger Slow-Wave-Schlaf mit einem um 80 Prozent erhöhten Risiko für Bluthochdruck verbunden
Slow-Wave-Schlaf (SWS), eine der tieferen Schlafphasen, ist durch nicht schnelle Augenbewegungen (Non-REM) gekennzeichnet, aus denen es schwierig ist, aufzuwachen. Es wird durch relativ langsame, synchronisierte Gehirnwellen dargestellt, die Delta-Aktivität auf einem Elektroenzephalogramm genannt werden. Forscher fanden heraus, dass Menschen mit dem niedrigsten SWS-Wert ein um 80 Prozent erhöhtes Risiko hatten, Bluthochdruck zu entwickeln.
Männer, die weniger als 4 Prozent ihrer Schlafzeit in SWS verbrachten, entwickelten während der 3,4 Jahre der Studie mit signifikant höherer Wahrscheinlichkeit Bluthochdruck. Männer mit reduziertem SWS hatten im Allgemeinen eine schlechtere Schlafqualität, gemessen an kürzerer Schlafdauer und mehr nächtlichem Aufwachen, und hatten eine schwerere Schlafapnoe als Männer mit höheren SWS-Werten. Von allen Messungen der Schlafqualität war jedoch eine verringerte SWS am stärksten mit der Entwicklung von Bluthochdruck verbunden.
Schlechter Schlaf führt zu einem Blutdruck-Anstieg am nächsten Tag
Laut einer Studie der University of Arizona kann eine schlechte Nachtruhe in dieser Nacht und am folgenden Tag zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Die Studie, die in Psychosomatic Medicine veröffentlicht werden soll, bietet eine mögliche Erklärung dafür, warum Schlafprobleme nachweislich das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und sogar Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Die Forscher wollten mehr über den Zusammenhang in einer Studie mit 300 Männern und Frauen im Alter von 21 bis 70 Jahren ohne Vorgeschichte von Herzproblemen erfahren. Die Teilnehmer trugen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen tragbare Blutdruckmanschetten. Die Manschetten maßen den Blutdruck der Teilnehmer jeden Tag und auch über Nacht zufällig in 45-Minuten-Intervallen. Nachts trugen die Teilnehmer Aktigraphie-Monitore – armbanduhrähnliche Geräte, die Bewegungen messen – um ihre „Schlafeffizienz“ oder die Zeit, die sie im Bett verbrachten, um fest zu schlafen, zu bestimmen.
Insgesamt zeigten diejenigen, die eine geringere Schlafeffizienz hatten, während dieser unruhigen Nacht einen Anstieg des Blutdrucks. Sie hatten auch einen höheren systolischen Blutdruck – die höchste Zahl in der Blutdruckmessung eines Patienten – am nächsten Tag.
Weitere Forschung ist erforderlich, um zu verstehen, warum schlechter Schlaf den Blutdruck erhöht und was dies langfristig für Menschen mit chronischen Schlafproblemen bedeuten könnte. Diese Studien unterstreichen jedoch, wie wichtig eine gute Nachtruhe ist, und dass Personen, die betroffen sind, Maßnahmen ergreifen sollten, um eine schlechte Schlafqualität zu verbessern.